Frankfurt (Oder) — Nach der Medienpräsenz zu urteilen, war Frankfurt (Oder) eine Hochburg des Bildungsstreiks. Realistisch betrachtet trifft das sicher nicht zu, doch auch wenn keine Hundertschaften auf die Straße gingen, war der Bildungsstreik präsent und in vieler Munde.
In Frankfurt sahen die Organisator_innen von Aktionen wie Demo oder Dauercamp ab und setzte eher auf kleine Aktionen, die die Menschen aufmerksam machen sollten, auf die Missstände in der Bildung allgemein, aber auch speziell an der Viadrina selbst. Zwischen Flashmobs am Montag wurde das Bildungsbier unter dem Motto: “Bildung ist auch dein Bier” als Blickfang, Flyer und Frankfurter Forderungskataloge verteilt um mit anderen Studierenden ins Gespräch zu kommen und Informationen zur Verfügung zu stellen.
Der Dienstag wurde von einer Podiumsdiskussion bestimmt, zu der Auswärtige wie Andreas Keller (GEW) oder Peer Jürgens (Landtagsabgeordneter Linksfraktion) ebenso geladen waren wie lokal Involvierte, darunter auch die Vizepräsident der Viadrina. Nicht nur das Podium selber entspann sich sehr schnell in einer lebhaften Diskussion, sondern auch von Seiten des hauptsächlich studentischen Publikums wurde mitdiskutiert und insbesondere auf lokale Mißstände bezüglich der studentischen Mitsprache Bezug genommen.
Am Mittwoch öffnete spontan ein Professor der kulturwissenschaftlichen Fakultät seine Veranstaltung für eine öffentliche Diskussion zu der sich letzten Endes nicht nur Studierende, sondern auch eine Reihe Dozierende einfanden. Zu Mittag wurde die Ruhe durch eine sarkastische Bachelorversteigerung gestört getreu dem Gedanken: “Wie würde es wohl aussehen, wenn die Verwertungslogik des Bildungssystems konsequent zu Ende gedacht wird?” Den Abschluss bildete die gut besuchte Bildungsparty, auf der es an allen Ecken und Enden zu Diskussionen über die Streikwoche, zukünftige Projekte und Möglichkeiten und die Aktionen in Ffo und Mobilisierbarkeit der Studierendenschaft kam.
Der Bildungsstreik hat an der Oder keine Massen mobilisiert, aber so manche Diskussion und Gedanken angeregt und die Beteiligung stieg von Tag zu Tag. Zudem wird langfristig darüber nachgedacht eine unabhängige hochschulpolitische Gruppe einzurichten, die weiter im Sinne des Bildungsstreik auf Missstände aufmerksam macht, und an Veränderungen arbeitet. Zum Teil gab es jedoch auch heftige Abwehrreaktionen auf die angestrebten Aktionen — sowohl von Dozierenden als auch von Studierenden Seite. Es gilt weiter zu informieren und zu transportieren, das Bildungsstreik nicht einfach ein Nein zu Studiengebühren heißt, sondern ein weites Feld für Kritiken an Verschulung, Unterfinanzierung, Entdemokratisierung, und allem was damit verbunden ist, auf vielfältigen Ebenen bedeutet.
Den ausführlichen Forderungskatalog, Flyer und weitere Infos findet ihr unter: http://bildungsstreikviadrina.wordpress.com/