Synode soll Garnisonkirchenkopie ablehnen
Vor der Synode des Kirchenkreises Potsdam hat sich die Fraktion Die Andere gegen das Nutzungskonzept für die Garnisonkirche gewandt. In einem Schreiben fordert der Fraktionsvertreter im Beirat Potsdamer Mitte, Dr. Wolfram Meyerhöfer, die Synodalen auf, bei der Errichtung eines Versöhnungszentrums einen „echten Bruch zu bauen“, also auf die Errichtung einer Garnisonkirchenkopie zu verzichten. Die Andere hält es für wenig einleuchtend, für ein neu zu errichtendes Versöhnungszentrum ausgerechnet die Kopie einer Militärkirche nachzubauen: „Das vorgeschlagene nachträgliche Abkratzen der Waffen wirkt wie eine hilflose Entschuldigung, nicht wie eine Infragestellung der militärischen Funktion dieser Kirche.“
Meyerhöfer verweist auf den Umstand, daß die Kirche nicht mehr steht. Würde sie noch stehen, dann könnten die Veränderungen eine symbolische Kraft entfalten. In einer „Organik der Veränderung“ hätte es vielleicht einen Zeitpunkt gegeben, an dem eine Gemeinde entschieden hätte, sich auch baulich unter das Nagelkreuz zu stellen. Die Debatte wäre dann eine inhaltliche gewesen und keine darum, ob man mit einem solchen Kompromiss nicht doch noch die TPG-Millionen bekommt. Die Kirche steht aber nicht mehr. Dies bringt nicht nur mit sich, daß die Errichtung einer Kopie städtebaulich ignorant ist und daß das Konzept Nutzungen unverbunden aneinanderreiht, die in vorhandenen oder in nutzungsorientiert entworfenen Gebäuden stimmiger zu verwirklichen wären. Es bringt vor allem mit sich, daß der Nachbau kein Bau ist, der Gestern und Heute im Sinne einer Versöhnung baulich interpretiert. Eine solche Interpretation ist auch nicht durch eine Kommission zu leisten, die einen Nachbau inhaltlich füllen soll. Eine solche Interpretation ist ein künstlerischer Prozess, der der Offenheit bedarf. Der Nachbau, der einen Bruch mitbaut, ist dann nur eine Option von vielen.
Meyerhöfer fordert weiterhin, die Logik der Zerstörung der Symbole des jeweils letzten Mächtigen bzw. Gestürzten zu verlassen. Zur Versöhnung gehört auch, daß die damaligen Befürworter der Zerstörung ihre Gründe darlegen und rückblickend eine Bewertung vornehmen, denn es handelte sich nicht um eine undurchdachte Entscheidung. Er halte es zum Beispiel für denkbar, daß damals eine Bevölkerungsmehrheit den Abriß der Kirche aus verschiedenen Gründen befürwortet hat. Versöhnung bedeutet dann Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle im Historischen. Sie bedeutet auch die Reflexion eigener Veränderung und Erfahrung.
Die Fraktion Die Andere fordert die Synodalen auf, ein Versöhnungszentrum möglichst bald und unabhängig von einem Nachbau zu errichten und einen Neubau entsprechend den Bedürfnissen eines Versöhnungszentrums zu planen, statt ein Versöhnungszentrum in die Bedürfnisse eines Nachbaus zu pressen. Und sie fordert, in Respekt und in ernsthafter Auseinandersetzung mit dem Vergangenen ein Neues zu schaffen statt ein Altes lediglich zu kopieren.