INNENSTADT Die Fraktion Die Andere forderte vom Potsdamer Kirchenkreis
wiederholt die Ablehnung des Anfang März vorgelegten, präzisierten
Nutzungskonzeptes für eine wieder aufgebaute Garnisonkirche. In einem
gestern veröffentlichten Brief bittet der Fraktionsvertreter im Beirat
“Potsdamer Mitte”, Wolfram Meyerhöfer, die Delegierten der am Sonnabend
tagenden Kreissynode, das Konzept “zu überdenken und in dieser Form nicht
anzunehmen”. Wie berichtet soll auf der turnusmäßigen Potsdamer
Frühjahrssynode das Nutzungskonzeptes für die Garnisonkirche verabschiedet
werden, das sowohl eine offene Stadtteilkirche, als auch ein internationales
Versöhnungszentrum vorsieht.
Unterdessen hat die Potsdamer Friedenskoordination bei ihrer traditionellen
Montagskundgebung vorgeschlagen, die bislang eingesammelte Spendengelder
nicht für den Wiederaufbau der Kirche, sondern für eine neue jüdische
Synagoge zu verwenden.
In seinem anderthalb Seiten langen Brief fordert Meyerhöfer die Synodalen
auf, bei der Errichtung eines Versöhnungszentrums einen “echten Bruch zu
bauen”, also auf die Errichtung einer bloßen Kopie der Garnisonkirche zu
verzichten. Die Fraktion halte es für wenig einleuchtend, für ein neu zu
errichtendes Versöhnungszentrum ausgerechnet die Kopie einer Militärkirche
nachzubauen, erklärte die Wählergemeinschaft gestern. Meyerhöfer verweist
auf den Umstand, dass die Kirche völlig zerstört wurde. Dies bringe nicht
nur mit sich, dass die Errichtung einer Kopie städtebaulich ignorant ist und
dass das Konzept Nutzungen unverbunden aneinanderreiht, die in vorhandenen
oder in nutzungsorientiert entworfenen Gebäuden stimmiger zu verwirklichen
wären. Es bringe vor allem mit sich, dass der Nachbau kein Bau ist, der
Gestern und Heute im Sinne einer Versöhnung baulich interpretiert.
Die Fraktion “Die Andere” fordert die Synodalen auf, ein Versöhnungszentrum
möglichst bald und unabhängig von einem Nachbau zu errichten und einen
Neubau entsprechend den Bedürfnissen eines Versöhnungszentrums zu planen,
statt ein Versöhnungszentrum in die Bedürfnisse eines Nachbaus zu pressen.
Unterstützung in ihrer Ablehnung des Wiederaufbaus der Garnisonkirche erhält
die Fraktion durch die Potsdamer Friedenskoordination. Während der
traditionellen Montagskundgebung gestern Abend vor dem Deserteur-Denkmal am
Platz der Einheit hat sich die Bündnissprecherin Martina Rehberg für den
Neubau einer Synagoge der jüdischen Gemeinde aus den Spendengeldern
ausgesprochen. “Denn der Willen der Versöhnung beweist sich im Hier und
Jetzt im täglichen Leben”, so Rehberg, “dafür benötigt Potsdam keine weitere
christliche Kirche”. Die Garnisonkirche als Ort der Versöhnung sei durch den
Auftritt Adolf Hitlers historisch negativ belastet, sagte Rehberg. Sie
befürchtet, dass das wieder aufgebaute Gotteshaus zum Wallfahrtsort für
Rechtsextreme werden könnte.