Prenzlau — »Eine tickende Zeitbombe«: Neonazi, der 2002 an der Ermordung an Marinus Schöberl beteiligt war, machte einfach weiter. Sechs Straftaten, darunter der Hitlergruß, während Bewährungszeit
Gegen einen der im Jahr 2004 im Mordprozeß von Potzlow verurteilten Neonazis ist am Dienstag erneut eine Haftstrafe verhängt worden. Das Amtsgericht Prenzlau verurteilte Sebastian F. am Dienstag wegen Körperverletzung und »Verwendens von NS-Kennzeichen« zu Freiheitsstrafen von 15 sowie von 14 Monaten jeweils ohne Bewährung. F. muß also für zwei Jahre und fünf Monate ins Gefängnis.
Richter Olaf Zech sah es als erwiesen an, daß der 23Jährige bei einem Konzert in Templin im September 2007 den Hitlergruß gezeigt und kurz darauf einen jungen Mann angegriffen hatte. Zudem habe er im Januar 2008 grundlos einen Mann an einer Tankstelle geschlagen. Zech zählte insgesamt sechs Straftaten während der Bewährungszeit des Angeklagten auf. Eine Aussetzung der beiden neuerlichen Urteile zur Bewährung komme damit nicht in Frage. »Sie sind eine tickende Zeitbombe«, sagte Zech zu dem Angeklagten. Und er fügte hinzu: »In Ihnen ist noch immer eine rechte Gesinnung verfestigt.«
F. war einer der drei rechtsextremen Täter, die für den brutalen Mord an dem 16jährigen Marinus Schöberl im Sommer 2002 im uckermärkischen Potzlow verurteilt wurden. Die drei Männer hatten den Jungen in HipHop-Outfit als Juden beschimpft und stundenlang mißhandelt, einer von ihnen schlug dem Opfer mehrfach mit einem Stein auf den Kopf. Dabei wurde Marinus Schöberl gezwungen in einen Steintrog zu beißen, dann sprang ihm einer der Täter mit den Stiefeln auf den Hinterkopf. Anschließend brachten sie den Jugendlichen mit einem sogenannten Bordsteinkick um. Die Leiche wurde in einer Jauchegrube versenkt. Während seine Mittäter für achteinhalb und 15 Jahre ins Gefängnis mußten, wurde der zur Tatzeit 17jährige F. Ende 2004 wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu drei Jahren Jugendhaft verurteilt.