Tatort Rüstung und Militärstudien
(Vom 15.11.2008)
Peter Nowak
Vor den Toren der MAN-Filiale im Brandenburger Industriegebiet spielten sich am
Donnerstagnachmittag seltsame Szenen ab. Menschen mit weißen Overall hantierten mit
Messgeräten. Auf einem Absperrband klebten Schilder mit der Aufschrift“ Bitte Tatort
nicht betreten“.
Hier waren Aktivisten der „antimilitaristischen Tatortinspektion“ bei der Arbeit.
Antimilitaristen aus Berlin und Brandenburg haben am Donnerstag Orte besucht, die
mit Krieg und Militarismus in Verbindung stehen. Der Besuch der MAN-Filiale hatte
mehrere Gründe. Es handelt sich um einen weltweit agierenden Rüstungskonzern. Hinzu
kommt ein aktueller Grund. Am 31.7.2007 sind drei Männer verhaftet worden, denen von
der Polizei vorgeworfen wird, Brandsätze unter auf dem MAN-Gelände geparkte
Militärfahrzeuge gelegt zu haben. Zur Zeit wird gegen die Männer vor dem Berliner
Amtsgericht nicht nur wegen versuchter Brandstiftung verhandelt. Die Anklage wirft
ihnen auch Mitgliedschaft in der militanten gruppe (mg) vor. Die antimilitaristische
Tour begann am Donnerstagmittag vor dem Amtsgericht. Zuvor wurde auf einer
Kundgebung kritisiert, dass in dem Verfahren die Trennung zwischen Polizei und
Verfassungsschutz zunehmend aufgehoben werde. „Die Akten werden zwischen den
eigentlich aus guten Grund getrennten Instanzen hin- und hergeschoben“, kritisierte
eine Rednerin. Prozessbesucher berichteten über schikanöse Einlasskontrollen. Selbst
die Mitnahme von Kugelschreiber und Notizblock sei oft nicht möglich. Mit der
antimilitaristischen Tour wolle man die Angeklagten unterstützen, erklärte ein
Redner. Dabei wolle man nicht über Schuld oder Unschuld spekulieren sondern betone
generell Berechtigung von antimilitaristischen Widerstand. Der sei nicht auf
Militäreinrichtungen beschränkt.
Deswegen hatten die Aktivisten vor der MAN-Filiale den Campus der Potsdamer
Universität einen einstündigen Besuch abgestattet. Mit einer Spontankundgebung
wurde über den Studiengang Military Studies informiert. Nach Ansicht einer Rednerin
wird dort unter dem Deckmantel von Sicherheits- und Konfliktforschung
Kriegsakzeptanz betrieben. Allerdings waren nur wenige Kommilitonen bereit, mit den
Aktivisten zu diskutieren. Einige beschwerten sich, dass sie durch die Kundgebung
beim Essen gestört werden.
Allerdings hatte es in der Vergangenheit auch universitätsintern schon Kritik an den
Studiengang Military Studies gegeben“ . Die letzte Station der Tour führte vor die
Henning von Treschkow-Kaserne in Geltow. Dort werde ein Einsatzkommando der
Bundeswehr aufgebaut, kritisierten Kriegsgegner auf einer Kundgebung. Damit sollen
die weltweiten Einsätze der Bundeswehr koordiniert werden.
Am Ende der Tour zeigten sich die Aktivisten mit der Aktion. Nur über die geringe
Resonanz an der Universität und die Abwesenheit von Arbeitern in der MAN-Filiale sei
man etwas enttäuscht gewesen.