Kambodscha, Somalia, Bosnien, Serbien/ Kosovo, Mazedonien,
Afghanistan: die Liste deutscher Militäreinsätze im Ausland wird immer
länger. Was vor wenigen Jahren als bescheidener Sanitätseinsatz im UN-
Rahmen begann, wurde mit beängstigender Geschwindigkeit zum NATO-
Bombenabwurf über Jugoslawien und zur deutschen Fussstreife in Kabul.
Auf jeder dieser Treppenstufen in die Oberliga der Weltmächte
wurde die deutsche Geschichte nieder getrampelt. Deutschland auf dem
Weg in die totale Normalität.
Der „Kosovo-Mission“ der Bundeswehr kommt eine besondere Bedeutung zu.
Die aktive Teilnahme an der Bombardierung, die maßgebliche Beteiligung
an der Errichtung von Quasi-Protektoraten auf dem Balkan stellen einen
qualitativen Sprung dar. Der mangelnde Wille der USA, sich weiterhin
auf dem Balkan zu engagieren, bot der Bundesrepublik die Chance, über
die Anführung des darauf folgenden Mazedonien-Einsatzes ihre Stellung
als Führungsmacht innerhalb Europas zu auszubauen.
Dieser neue Kurs findet seine Entsprechung auf ideologischer Ebene; zur
Rechtfertigung des Einmarsches der deutschen Truppen in Jugoslawien
führte die Bundesregierung Auschwitz ins Feld und verleibte so den
Holocaust der Rot/Grünen Staatsraison ein. Wehmachtsausstellung, Walser-
und Finkelsteindebatte: in der Berliner Republik hat sich das deutsche
Selbstverständnis stark verändert. Da die Chance der Historisierung
besteht, freundet sich die Bundesrepublik mit ihrer Vergangenheit an.
Folgerichtig ist die deutsche Vergangenheit nun kein Hindernis mehr,
wenn es darum geht, in Afghanistan die internationale Hackordnung
der „New World Order“ (Bush Senior) neu zu definieren; wer hier nicht
dabei ist, wird hinterher keine bedeutendere Rolle mehr spielen können.
Als ob es Europa und die EU nie gegeben hätte, versuchte sich
Deutschland in den Vordergrund zu drängen und sich den USA als
verlässlicher Partner zur empfehlen. Gleichzeitig war jedoch allerorten
die selbstgefällige Arroganz einer vermeintlichen moralischen
Überlegenheit der „mäßigenden, vernunftgeleiteten“ Kraft gegenüber den
als hitzköpfig und überheblich dargestellten Amerikanern zu verspüren.
Die Bundeswehr erweist sich nicht nur als ein Werkzeug, sondern als
treibende Kraft und Türöffner der Außenpolitik der Berliner Republik.
Ihre Funktion als Garant für die Durchsetzbarkeit der Interessen der
BRD als einem kapitalistischen Staat zeichnete sich bereits in den
frühen Neunziger Jahren ab, als in den Verteidigungspolitischen
Richtlinien die Zugangssicherung zu Rohstoffen in der ganzen Welt zum
Aufgabenprofil der Bundeswehr gezählt wurde. Mittlerweile sind etwa
60.000 deutsche Soldaten im Ausland eingesetzt oder fest dafür
eingeplant. Klar erkennbar wird der deutsche Perspektivwechsel, wenn
Außenminister Fischer inzwischen von deutscher „Weltinnenpolitik“
spricht. Die Welt als ganze hat er folglich bereits fest im Blick; nur
für Ordnung und Sicherheit muss noch gesorgt werden.
Zu deutschen Interessen gehört auch, das völkische Kollektiv gegen
Flüchtlings-“Ströme“ zu verteidigen; nötigenfalls auch außerhalb der
Grenzen der Festung Europa, wie Bundeskanzler Schröder während des
Kosovokrieges unumwunden zugab.
Symptomatisch für diese Politik steht die Umstrukturierung der
Bundeswehr von einer auf Landesverteidigung ausgerichteten Armee hin zu
einer Interventionstruppe. Im Verlaufe dieser Entwicklung wurde in der
unmittelbaren Umgebung von Potsdam eine zentrale Koordinierungsstelle
für deutsche Auslandseinsätze, das so genannte Einsatzführungskommando,
eingerichtet. Es untersteht direkt dem Verteidigungsministerium. Von
der Geltower Havellandkaserne aus werden diese Einsätze geplant und
durchgeführt, wie aktuell der deutsche Anti-Terror-Beitrag.
Am 26.1. startet in Berlin der antimilitaristische
Konvoi „Tatortbesichtigung“. Lautstark und unübersehbar werden mit
Bussen, Taxen und PKW verschiedene öffentliche und private
Institutionen ‑Tatorte- in Berlin und Potsdam aufgesucht und das
Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft, Militär und Medien
veranschaulicht.
So wird deutlich: der Krieg geht von hier aus, also muss er auch hier
gestoppt werden!
Kundgebung
»26.Januar 02 14:00 Uhr«
Potsdam Platz der Einheit
anschliessend mit den bereitgestellten Bussen nach Geltow
*[ins Herz der
Bestie] mitfahren! oder sich mit eigenem Auto der Karawane anschliessen!]
*[Verbandskasten, Warndreieck, TÜV/ASU nicht vergessen, Führerschein
soweit vorhanden]
Antifa Aktion Potsdam [AAPO]
aapo.antifa.net
Lindenstr. 53, 14467 Potsdam