Das unabhängige „Soziale Zentrum“ in Babelsberg wächst: Seit Montag ist ein Werkhaus für Kreative geöffnet
Babelsberg — Ein paar Holzspäne liegen bereits auf der wuchtigen Kreissägen-Maschinerie. Und auch die Elektro-Fräse daneben sieht benutzt aus. Doch sind die beiden Geräte nagelneu, wie Tobias Schultze versichert. Der selbstständige Tischler ist einer der acht Fachberater im seit Montag geöffneten Werkhaus des „Sozialen Zentrums“ Potsdam. In dem Bau neben dem eigentlichen Hauptgebäude soll sich eine Art Werkstatt für jedermann etablieren, in der selbst Laienhandwerker unter Aufsicht beispielsweise selbst Regale zimmern können. „Mit diesen Werkzeugen sind selbst anspruchvolle Heimwerkarbeiten möglich“, sagt Schultze.
Der nun offene rund 350 Quadratmeter große Raum ist für den Verein zur Förderung innovativer Wohn- und Lebensformen (Inwole) e.V. der nächste Schritt hin zur Umsetzung seiner Ideen, in der Rudolf-Breitscheid-Straße 164 ein weitgehend selbst finanziertes und unabhängiges soziokulturelles Zentrum aufzubauen (PNN berichteten). „Es gibt schon viele Anfragen von Leuten, die das Werkhaus nutzen wollen“, gibt sich Holger Zschoger von Inwole optimistisch. So könne sich das Oberlinhaus vorstellen, in der Werkstatt einige seiner Projekte mit behinderten Jugendlichen durchzuführen. Denn nicht nur Holzarbeiten sind im Werkhaus des Inwole-Vereins möglich. Gleichzeitig lässt sich hier das eigene Fahrrad reparieren oder Keramik erst auf der Töpferscheibe gestalten und dann im eigens dafür angeschafften Ofen brennen. „Die Materialien können wir nach Absprache selbst stellen – oder die Leute bringen sie mit“, sagt Zschoger. Noch in Planung ist etwa eine Fotowerkstatt in der Etage darüber, Extra-Kurse für Kinder sowie der Einbau eines Brot- und Pizzaofens.
Für die Koordination des Betriebs sei bis jetzt eine Stelle geschaffen, der Rest funktioniere noch ehrenamtlich. Die Idee für so ein Modell kommt von der Forschungsgesellschaft „Anstiftung“ aus München, die auch einen Teil der Werkzeuge finanziert hat. „Das Modell des Sozialen Zentrums hier gefällt uns deswegen gut, weil diese jungen Leute völlig eigenständig versuchen ihre Träume zu verwirklichen“, sagt Kurt Horz, der aus München zur Eröffnung des Werkhauses angereist ist. Und er macht Mut: Mit einem Mix aus Projektförderungen, bezahlten Kursen und privater Kundschaft sei so ein Werkhaus irgendwann finanziell unabhängig – zumal es nur ein Teil der Gesamtvision „Soziales Zentrum“ Potsdam sei.
Denn auch an den anderen Bereichen des Projekts wird weiter gearbeitet. Zurzeit werde mit der Potsdamer Arbeitsgemeinschaft zur Grundsicherung für Arbeitssuchende und der Stadt über qualifizierende ABM-Stellen beraten, mit denen bis zu zehn Jugendliche das Haupthaus mit sanieren helfen könnten. Keine Lösung muss sich der Inwole-Verein dagegen für die anfallenden Holzspäne im neuen Werkhaus ausdenken: Diese werden im Öko-Ofen nebenan zu Wärme für den Hauptbau umgewandelt.
Das Werkhaus im Internet: www.werkhaus-potsdam.de