Auf dem südlichen Vorplatz des Hauptbahnhofes ist am Samstag ein Schwarzafrikaner ngegriffen worden. Laut Bundesgrenzschutz soll ein 57 Jahre alter Mann aus Potsdam-Mittelmark den 23-jährigen Kodjovi Agbelessessy aus Togo ohne Vorwarnung ins Gesicht geschlagen haben; dafür gibt es Zeugen, laut Polizei aber keine Videoaufzeichnung: Die Tat spielte sich außerhalb des Kamera-Sichtfeldes ab. Wie Agbelessessy gestern der MAZ sagte, hatte er gegen 11 Uhr von einer Frau Flugblätter über das Potsdamer Afrika-Festival vom 28. bis 30. Juni mit der Bitte bekommen, sie den Asylbewerbern des Heimes an der Michendorfer Chaussee zu geben, wo der Togoer seit drei Monaten wohnt.
Ein Wachschutzmann untersagte die Verteilaktion, wenig später tauchte der Angreifer per Fahrrad auf. Er stieg ab und schlug sofort zu. Dann soll er die Nase gerümpft haben wie bei widerlichem Gestank, auf den Afrikaner gewiesen und ihn symbolisch mit einer Geste zu Boden geworfen haben, um ihn auszutreten wie Ungeziefer. “Arschloch” und “Affe” — das verstand der Togoer aus der Schimpfkanonade des Deutschen. Da die Afrikaner zu dritt waren, hielten sie ihn fest und “schleiften” ihn zum Bundesgrenzschutz. Der nahm eine Anzeige wegen Körperverletzung auf, denn das Opfer blutete aus der Nase und wurde im Klinikum behandelt. Diagnose: Schädel und Handgelenk geprellt, Nase verletzt.
Der Tatverdächtige verweigerte beim BGS die Aussage und muss von der Polizei erst vernommen werden. Er war offenbar nicht betrunken.
Agbelessessy hatte schon Ende Februar ausländerfeindliche Angriffe erdulden müssen. Dem Deutschen Roten Kreuz zufolge war er am 20. Februar in Perleberg von Skinheads geschlagen und bestohlen worden. Die Schläger drohten damals wiederzukommen. Der Afrikaner wurde daher nach Potsdam verlegt. “Ich bin als Asylbewerber nach Brandenburg gekommen”, sagte er: “Ich vestehe dieses Land nicht.”