(Henri Kramer) Die Neufassung des Potsdamer Toleranzedikts ist geschrieben. Dies bestätigte der Autor, Heinz Kleger, Professor für Politische Theorie an der Universität Potsdam, gestern den PNN. Eine Expertengruppe werde den vorliegenden Entwurf jetzt diskutieren und weiter ausfeilen, sagte Dieter Jetschmanegg, Referent von Oberbürgermeister Jann Jakobs. Die Gruppe ist mit prominenten Potsdamern besetzt: Unter anderem gehört ihr Uwe-Karsten Heye an, der ehemalige Sprecher der Bundesregierung und nun Vorsitzender des Vereins „Gesicht Zeigen! – Aktion weltoffenes Deutschland e.V.“ Ebenso in dem Gremium vertreten ist Fachhochschulrektorin Helene Klein. Alle Mitglieder leben in Potsdam.
Ist der Entwurf des Edikts von der Expertengruppe überarbeitet, soll er Anfang 2008 öffentlich vorgestellt und diskutiert werden, hieß es. Ziel soll ein umfangreiches Thesenpapier sein, mit dem sich möglichst viele öffentliche Institutionen Potsdams zu Toleranz verpflichten und das in der Landeshauptstadt möglichst weite Verbreitung findet. Das Projekt entsteht dabei in Anlehnung an das historische Brandenburger Toleranzedikt von 1685. Damals erließ Kurfürst Friedrich Wilhelm das Edikt von Potsdam, mit dem er die Ansiedlung von geflüchteten französischen Hugenotten in Brandenburg erleichterte. „Wir möchten mit der Neufassung des Potsdamer Edikts kein Event produzieren, sondern eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Toleranz“, sagte Kleger den PNN.
Die Idee zu dem Projekt entstand kurz nach dem Angriff auf den Potsdamer Ermyas Mulugeta am Ostersonntag 2006. Zunächst war man damals von einem rassistischen Motiv der Tat ausgegangen, bei der der Deutsch-Äthiopier lebensgefährlich verletzt wurde. Danach hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs mit einem Maßnahmenkatalog für die Stadt reagiert, in dem auch die Neufassung des Edikts genannt wurde. Im Frühjahr war das Projekt Teil der gescheiterten Bewerbung Potsdams zur Stadt der Wissenschaft – allerdings hatte der ausrichtende Stifterverband der deutschen Wissenschaft eine Extra-Förderung in bislang unbekannter Höhe für das neue Edikt angekündigt.
Und auch ein andere Projektidee aus der Zeit der Bestürzung nach dem Angriff auf Mulugeta kann nun offenbar angegangen werden: Nach PNN-Informationen will die Europäische Union eine internationale Konferenz fördern, bei der Potsdam und seine sieben Partnerstädte gemeinsam über Strategien gegen Rassismus diskutieren können.