PRITZWALK — Als am 9. Februar auf dem Pritzwalker Marktplatz zwei Gruppen offenbar gewaltorientierter Jugendlicher aneinander zu geraten schienen, da bestand die neu gegründete Sonderkommission der Polizei, die “Tomeg Nord”, sozusagen ihre Feuerprobe. Die 15 Polizisten, die der Tomeg seit dem Ende Januar angehören, konnten die Eskalation verhindern: Der drohende Kampf zwischen links und rechts blieb aus.
Die Strategie der Prävention will die Tomeg auch weiterhin verfolgen. Allerdings, so Kriminaloberkommissar Steffen Decker, der Leiter der Tomeg, dort, wo bereits Straftaten verübt wurden, soll die Tomeg durchaus auch “repressive Maßnahmen” anwenden. Im Visier hat die Sonderkommission Extremismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausländerkriminalität: Für diese Delikte haben sich die Wachenbereiche Wittstock und Pritzwalk als Schwerpunkte herauskristallisiert. Die Täter zählen überwiegend zum rechtsextremistischen Spektrum.
Zwar hatten die Polizeikräfte der beiden Schutzbereiche Ostprignitz-Ruppin und Prignitz schon zuvor zusammengearbeitet: Doch mit der Installation der Tomeg, so Decker, wird der Informationsfluss deutlich besser. “Wir begegnen damit vor allem auch der großen Mobilität und den bereits ausgereiften Organisationstrukturen in den Täterkreisen”, sagt Decker. Denn die kümmern sich nicht um Verwaltungsgrenzen.
Allein in den beiden Wachenbereichen Wittstock und Pritzwalk zählt die Polizei 40 rechtsextreme und gewaltbereite Personen. Zum harten Kern, “also richtig schwere Jungs”, so Decker, zählen in Pritzwalk und Wittstock insgesamt 27 Personen.
Insgesamt rechnet die Tomeg 115 Personen, mit denen sie ständig zu tun hat, die Dunkelziffer liege beträchtlich höher. Viele kommen aus Mecklenburg, bei Demonstrationen stellte man zudem Vertreter aus Bremen, Hamburg und Berlin fest.
Die sind nicht nur für Straftaten wie Hakenkreuzschmierereien verantwortlich, sondern auch für Diebstähle, Sachbeschädigungen, Landfriedensbruch, Raubdelikte, Verstöße gegen das Waffengesetz, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Nötigung. “Aber bereits das ständige Auftreten von Schmierereien etwa ist dazu geeignet, das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung zu stören. Wir müssen diesem Personenkreis heftig auf die Füße treten”, sagt Decker.
In der Tomeg sind Vertreter von Kriminalpolizei und Schutzpolizei sowie Revierpolizisten organisiert. Bei Bedarf werden die 15 Polizisten von zusätzlichen Kräften bis auf 30 verstärkt. Revierpolizisten sollen präventiv arbeiten: Unter anderem werden sie Täter in den Familien besuchen und Initiativen aus der Bevölkerung unterstützen.
Zusätzliches Personal gibt es dafür in den Wachen allerdings nicht. “Unsere übrigen Polizisten müssen nun noch fleißiger arbeiten”, sagt Decker. Wünschenswert allerdings findet der stellvertretende Wittstocker Wachenleiter Lothar Winter eine Personalaufstockung allemal. Dabei hofft er vor allem auch auf die Neuorganisation der brandenburgischen Polizeistrukturen im Sommer diesen Jahres: “Es soll ja 200 neue Revierpolizisten im Land geben”, sagt er, “wenn ich zwei davon bekäme, wäre das schon schön.”