WITTSTOCK Die Straftat ist aufgeklärt. In der vergangenen Woche wurde der Jugendklub in Glienicke verwüstet. Es gab Schmierereien, Zettel mit Beschimpfungen und Hakenkreuzen lagen herum. Auch am vergangenen Sonntag wurden wieder Schmierereien und Drohzettel entdeckt. Zunächst gab es keine Hinweise auf den Täter. Die Wittstocker Sonderkommission (Soko) “Tomeg Nord” hat ihn jetzt ermittelt: einen 13-jährigen Jungen.
Für Tomeg-Chef Steffen Decker ein weiteres Zeichen dafür, wie stark der Rechtsextremismus in der Region Fuß gefasst hat. Tomeg steht für “Täterorientierte Maßnahmen gegen extremistische Gewalt”. Die Sonderkommission setzt sich aus Polizisten des Schutzbereiches Ostprignitz-Ruppin und Prignitz zusammen. Schwerpunkt der Ermittlungsarbeit sind die Wittstocker und Pritzwalker Region. Aber auch Mecklenburg-Vorpommern haben die Beamten im Visier. Zusätzliches Personal gibt es derzeit nicht. Neu an der Soko ist vor allem, dass kreis- und länderübergreifend ermittelt wird.
Der Soko gehören 15 Polizisten, bei Bedarf aber auch 30 oder mehr an. Damit soll auf die Organisationsstrukturen und hohe Mobilität der Extremisten reagiert werden. “Wir stellen beispielsweise 40 rechte Personen in versprengten Gruppen fest, die sich in kurzer Zeit an einem Ort versammeln können.” Und an Aufmärschen der Rechtsextremen in Wittstock beteiligen sich Demonstranten aus Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Bremen und Hamburg. Rund 90 Personen in beiden Landkreisen rechnet Decker zum Kreis der Extremisten. 25 Personen aus der Wittstocker Region hält Decker für rechtsextrem und gewaltbereit, 17 rechnet er zum harten Kern. In Pritzwalk sind es 10. Das Alter der Täter bewege sich zwischen 14 und 25 Jahren.
Dabei stellt die Tomeg auch Verbindungen her: “Wenn jemand in der Disco rechte Parolen brüllt und später vor der Tür jemanden zusammenschlägt, werden beide Delikte zusammen an die Staatsanwaltschaft Neuruppin gegeben”, so Decker. Tatfahrzeuge können beschlagnahmt, Führerscheine entzogen werden.
Allerdings sei die Reaktion auf Delikte unterschiedlich. So hat der Tomeg-Chef festgestellt, dass Pritzwalker eher Anzeige erstatten als Wittstocker. Der Soko gehe es deshalb auch darum, das Sicherheitsgefühl in der Region wieder herzustellen. “Wir werden den Extremisten ständig auf den Füßen stehen und vorbeugend arbeiten, bis in die Elternhäuser”, so Decker. Die Polizei will auch mit Wittstocker Initiativen gegen den Extremismus wie “Couragiert gegen Rechts” zusammenarbeiten.