(PNN) Babelsberg — Schon von weitem kündigt sich das Getobe der Spieler an, ihre Rufe werden vom Wind durchs Karl-Liebknecht-Stadion getragen. Im Staub, nicht auf dem Rasen wird am Sonnabend beim „Antirassistischen Stadionfest“ harter Fußball gespielt, jeweils zwei Spiele direkt nebeneinander und ohne klare Trennung der Felder. Von irgendwo ertönt eine hallende Stimme aus Lautsprechern. Es ist die Stimme von Moderator Lutz Boede, der die Mannschaftsaufstellungen koordiniert. Nebenan herrscht Hektik: Die Boxen für den Auftritt der „Knattertones“ und „Kumpelbasis“ müssen noch auf die Bühne gewuchtet werden.
„Dieses Jahr war die Vorbereitung stressig“, erklärt Alexander Kallenbach von der Potsdamer Initiative „Der Ball ist bunt“, die das Stadionfest veranstaltet. Nur acht Leute hätten bei der Organisation geholfen.
Am Ende lief doch alles besser als erwartet: „Es müssen etwa 1500 Leute da gewesen sein, viel mehr als sonst.“ Auch sportlich gibt es eine Überraschung: Die Mannschaft „Kindergarten“ gewinnt das Fest-Turnier und löst damit „Stehplatz ermäßigt“, die in den vergangenen zwei Jahren den Titel geholt hatten, ab. „Ein spannendes Finale“, kommentiert Kallenbach, der selbst bei „Stehplatz“ spielte. Doch auch wenn im „Karli“ viel Spaß im Spiel ist, veranlasst die Intention des Festes zum Nachdenken. Denn mit den „Antirassistischen Stadionfesten“, die seit 2000 jährlich stattfinden, will „Der Ball ist bunt“ auf rechtsextreme Gewalt in Fußballstadien aufmerksam machen. Als Fans des SV Babelsberg 03 hatten die Mitglieder der Initiative immer wieder rechte Hooligans in den Reihen „ihres“ Stadions gesichtet. „Das hat uns links eingestellte Fans in der Nordkurve auf die Idee gebracht, ein Fest gegen rechts zu machen“, so Kallenbach.
Die 22 Herren‑, sechs Jugend- und vier Frauenmannschaften aus Potsdam und Berlin mit so kuriosen Namen wie „FC Bier hol’n“ oder eben „Stehplatz ermäßigt“, von denen viele schon seit dem ersten Stadionfest dabei sind, bestehen daher traditionell aus einem bunt gemischten Haufen aus allerlei Nationen. „Hier spielen sehr viele Ausländer, die in Potsdam und Umgebung leben, zum Beispiel Asylbewerber vom Lerchensteig.“
Erstmalig wurden Fest-Besucher auch über ein Schwerpunktthema informiert. Das Thema „Fußball und Überwachung“ sollte Fans über Sicherheitsmaßnahmen bei der WM 2006 aufklären. Schon am Eingang bekamen daher einige Sportfreunde einen Stempel als Beispiel für Überwachungsmaßnahmen. In einem Info-Heft konnte man zudem sein Wissen über die Kartei „Gewalttäter Sport“ erweitern. Christian Klusemann