Potsdam (ddp-lbg). Der Streit um den Wiederaufbau der Garnisonkirche nimmt
neue Ausmaße an. Die Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel (TPG) hat
die Verhandlungen mit der Evangelischen Kirche über ein gemeinsames
Nutzungskonzept abgebrochen. Der Potsdamer Superintendent Bertram Althausen
zeigte sich am Montag über diesen Schritt erstaunt. Es könne sich das nicht
vorstellen, sagte Althausen. Die TPG habe ein Ziel, und das sei der
Wiederaufbau der Kirche. Ein Abbruch der Verhandlungen würde demnach der
Satzung und den Grundprinzipien des Vereines widersprechen.
TPG-Vorstand Max Klaar hatte am Sonntagabend mitgeteilt, dass die
Verhandlungen abgebrochen werden. Der Vorstand der TPG sei angesichts der
Haltung der Evangelischen Kirche zu der Überzeugung gekommen, dass eine
Einigung auf ein gemeinsames Nutzungskonzept nicht möglich sei. Die TPG
bestehe darauf, dass der Turm der Garnisonkirche «als Denkmal und Symbol für
das christliche Preußen sowie für seinen Erbauer, Friedrich Wilhelm I.
gänzlich originalgetreu wieder errichtet und so genutzt wird, wie es dieser
Zielsetzung entspricht». Da die Kirche beanspruche, das Gebäude nach
eigenem, freien Ermessen ohne Rücksicht auf die Forderungen der TPG zu
nutzen, sei eine Einigung nicht möglich, unterstrich Klaar.
Die TPG sammelt seit geraumer Zeit Spenden für den Wiederaufbau der
Garnisonkirche. Mittlerweile sind 5,7 Millionen Euro zusammengekommen. Das
Geld sollte der Kirche geschenkt werden. Der Verein stellt aber unter
anderem die Bedingung, dass in der Kirche keine homosexuellen Paare getraut
und keine Kriegsdienstverweigerer beraten werden. Die Kirche will aus dem
Gotteshaus ein Versöhnungszentrum machen, in dem Gottesdienste,
Diskussionsforen und Begegnungen junger Leute stattfinden. Althausen sagte,
ihm liege die Erklärung der TPG nicht vor. Deshalb könne keine Wertung dazu
abgeben.