TREBBIN Die Feuerwehr Trebbin (Teltow-Fläming) duldet keine Rechtsextremen in ihren Reihen. Nach monatelangem Streit hat Amtsbrandmeister Peter Gieseler jetzt Silvio Kahle aus der Freiwilligen Feuerwehr ausgeschlossen. Der 25-Jährige war in der Vergangenheit wiederholt durch rechtsradikale Einstellungen und Taten aufgefallen. Das Ansehen der Feuerwehr sei dadurch beschädigt worden, erklärte Gieseler.
Nur Bürgermeister Thomas Berger (CDU) sperrte sich bis zuletzt “ausdrücklich” gegen den Rauswurf. Allerdings habe er kein Vetorecht, räumte Berger ein. Der Amtsbrandmeister müsste sich mit ihm nur ins “Benehmen” setzen. Aus seiner Sicht sei Kahle für seine rechtsextremen Taten bereits von der Justiz ausreichend bestraft worden. “Es bringt nichts, ein Exempel zu statuieren und ihn noch weiter auszugrenzen”, so Berger. Er habe die Hoffnung gehabt, dass Kahle sich vom Rechtsextremismus abwendet.
Andere hatten da große Zweifel. Jutta John, Mitglied der Initiative “Trebbin Miteinander” ist überzeugt, dass Kahles versprochene Abkehr vom Rechtsextremismus unglaubwürdig ist. “Er hat uns angelogen.” Das glaubt auch Stephan Heinrich. Der Richter am Amtsgericht Luckenwalde sah es am 4. Dezember als erwiesen an, dass Silvio Kahle im April an einer Feier teilnahm, bei der Lieder der Neonazi-Kultband “Landser” gehört und mitgesungen wurden. Die Bundesanwaltschaft hat die Musikgruppe als kriminelle Vereinigung angeklagt. Kahles Zeugenaussage, man habe keine Landser-Lieder gehört, wertete Heinrich als “vorsätzliche Falschaussage”. Inzwischen bereitet offenbar auch die Potsdamer Staatsanwaltschaft eine Anklage wegen Falschaussage gegen Kahle vor.
Doch es gab noch weitere Vorwürfe gegen Kahle. So soll er im September 1996 an der “Trebbiner Menschjagd” teilgenommen, bei der italienische Bauarbeiter von Neonazis durch die Stadt gejagt, geprügelt und schwer verletzt wurden. Dafür erhielt Kahle erst im September nach Jugendstrafrecht eine Verwarnung und eine Geldstrafe. Aus Sicht der Neuruppiner Staatsanwaltschaft war Kahle auch an einem Überfall auf einen farbigen Amerikaner im vergangenen Jahr beteiligt.
Auch für Rena Ueckert von der Trebbiner Initiative war der Ausschluss Kahles deshalb lange überfällig. “Ich habe keinerlei Verständnis für die zögerliche Haltung des Bürgermeisters”, so Ueckerts harsche Kritik. Auch Wehrleiter Burkhard Heinrich führte sich von Bürgermeister Berger im Stich gelassen. “Ich habe bereits im Mai den Ausschluss Kahles gefordert — aber nie eine Antwort erhalten.”
Unterstützung für einen Rauswurf erhielten sie letztlich auch aus dem Innenministerium. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass die Feuerwehr etwas mit Rechtsextremisten zu tun habe, sagte Sprecher Wolfgang Brandt. “Es ist unverständlich, dass so lange um eine Entscheidung herum laviert wurde.”
Trebbiner Feuerwehr zo Konsequenzen
Silvio K. wird entlassen
TREBBIN Trebbins Amtswehrführer Peter Gieseler hat die Entlassungsurkunde für den Trebbiner Feuerwehrmann Silvio K. unterschrieben. Damit entsprach er dem Antrag der Freiwilligen Feuerwehr Trebbin, Silvo K. aus den Reihen der Feuerwehr auszuschließen. Das trifft nicht auf Steffen T. zu, der ebenfalls Mitglied der Trebbiner Wehr ist. Die beiden jungen Männer waren vor drei Monaten vom Amtsgericht Luckenwalde für schuldig befunden worden, an dem brutalen rechtsextremen Überfall auf italienische Bauarbeiter 1996 beteiligt gewesen zu sein. Silvio K. soll zudem am 20. April dieses Jahres in einer Trebbiner Wohnung an einer Feier teilgenommen haben, bei der Lieder der Neonazi-Band Landser gespielt und gesungen wurden. Vor dem Amtsgericht Luckenwalde, wo K. als Zeuge geladen war, bestritt er, dabei gewesen zu sein. Der Richter bewertete das als “vorsätzliche Falschaussage”. Die Bürgerinitiative “Trebbin miteinander” begrüßt die Entscheidung des Amtswehrführers, die allerdings im Widerspruch zum Standpunkt des Trebbiner Bürgermeisters und Amtsdirektors Thomas Berger steht. “Ich bleibe auch jetzt dabei, dass gerade bei jungen Leuten Bewährung besser ist als Ausgrenzung”, so Berger gegenüber MAZ. “Silvio K. ist ein guter Feuerwehrmann, aber seine gesellschaftliche Einstellung ist in der Feuerwehr nicht tragbar”, so Burkhard Heinrich, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Trebbin.
Kommentar von Stephan Breiding
Klare Grenzen
Einige Entscheidungen sind nicht so einfach, wie sie auf den ersten Blick scheinen. Der Bürgermeister von Trebbin hat sich bis zum Schluss gegen den Rauswurf eines verurteilten Rechtsextremen aus der Freiwilligen Feuerwehr gewehrt. Sein Argument: Das Ausgrenzen eines Missliebigen löse nicht die Probleme. Eingebunden in eine Gemeinschaft könne man ihn am besten aus der rechtsradikalen Szene herauslösen. Der Ansatz hat etwas Verführerisches. Er geht davon aus, dass Menschen sich ändern können und eine zweite Chance verdienen. Doch das kompromisslose Festhalten an diesem positiven Menschenbild kann auch fatal sein. Gerade in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus muss es klare Grenzen geben — sonst riskiert man, nicht mehr ernst genommen zu werden. Der Trebbiner Stadtchef muss sich schon die Frage gefallen lassen, was noch hätte passieren müssen, damit ein Rauswurf berechtigt ist.