Tritte aus grundlosem Hass
ORANIENBURG Wegen gemeinschaftlich begangener schwerer Körperverletzung verurteilte das Oranienburger Amtsgericht gestern zwei Jugendliche zu anderthalb Jahren Jugendstrafe. Die Richter hatten nach der Beweisaufnahme keinen Zweifel, dass die beiden geständigen Angeklagten einen 20-Jährigen am
14. Juni vorigen Jahres auf dem Oranienburger Oratex-Betriebsgelände zusammengeschlagen haben. In das gestrige Urteil wurde eine schon vorher verhängte Freiheitsstrafe mit einbezogen.
In ihren Londsdale-T-Shirts und mit ihren kahlgeschorenen Köpfen unterschieden sich die beiden Oranienburger Angeklagten kaum von den Sympathisanten im Gerichtssaal. Mehrfach wurden die 21-Jährigen schon wegen des Tragens verfassungsfeindlicher Kennzeichen und Körperverletzung zur
Rechenschaft gezogen. Der erzieherische Zweck dieser Strafen hielt sich allerdings bisher in Grenzen.
Denn kaum einen Monat auf freiem Fuß, griffen sie völlig grundlos Ricardo S. an. Der in der Sachsenhausener Straße wohnende junge Mann brachte seinen Freund zur Verabschiedung vor die Wohnungstür. Es war 5 Uhr früh. Aus einem Pulk von alkoholisierten Jugendlichen an der ELF-Tankstelle lösten sich zwei und rannten auf sie zu. Sein Besucher flüchtete mit dem Rad in Richtung
Stadtmitte, er selbst, nichts Gutes ahnend, zu Fuß. Patrick F. holte ihn ein und schlug sofort zu. Kurz danach war auch Andreas S. zur Stelle und prügelte ihn ebenfalls.
Unter Hilfeschreien flüchtete er auf das naheliegende Oratex-Gelände. Hier versuchte Haushandwerker Detlef Sch.(53) dem Opfer zu helfen. Ein weiterer junger Mann, der scheinbar deren Anführer war, rief die Schläger dann
zurück. Auf die Frage der Vorsitzenden, weshalb sie den Oranienburger getreten und geprügelt hätten, kam von Patrick F. ein Achselzucken.