BELZIG — Er sieht aus wie ein afrikanischer Junge, spricht aber perfekt
Deutsch und mag wie seine Altersgefährten Pommes lieber als Yam Yam, ein
Gericht aus der Heimat seines Vaters Ernest Bangura. Der vierjährige Jean
ist in Deutschland geboren, wächst zweisprachig auf, geht in den
Kindergarten und verlebt eine glückliche Kindheit in der Wahlheimat seines
Papas.
Zusammen mit Kevin aus Treuenbrietzen und Ivo aus Frohnsdorf tobt Jean am
Sonnabend ausgelassen auf dem Afrika-Fest im Belziger Café “Morgana” herum.
Eine Oase für Kinder. Die Probleme der Großen — Asyl und Integration,
Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus — tangieren die fidelen Steppkes
nicht. Noch nicht. Ob weiß, ob braun — sie verstehen sich bestens, wie Ivos
Mutter Antje Gericke bestätigt.
Die erfreulich zahlreichen Erwachsenen indes probieren die von Jean-Marc
Banoho selbst gebackenen Kameruner und andere leckere Speisen, aus dessen
Heimat, schauen sich geschnitzte Tiere, Masken und Skulpturen aus Holz oder
Speckstein an, tanzen und geben — wenn auch etwas später — dem Rhythmus der
Trommeln nach. Zuvor war es erstaunlich ruhig in den Räumen, denn Jean-Marc
Banoho lud die Kleinen zur Märchenstunde ein. Und selbst die Erwachsenen
blieben stehen, horchten zu und waren fasziniert von der Art, wie “Bahdy” -
so sein Spitzname — die Kinder in seinen Bann zog. Als die kleinen Gäste
schließlich schlafen, wechselt das Publikum. Jugendliche Asylbewerber,
Spätaussiedler, aber auch Einheimische kommen zur etwas anderen Disko. Es
werden mehr als nur Hitparaden-Titel gespielt. Und es wird getrommelt.
Deutsche haben das Instrument für sich entdeckt. Theresia Rexeisen,
Mitveranstalterin des ersten Afrika-Festes, freut sich über die Resonanz des
Treffens. Es soll nicht das letzte dieser Art bleiben. Auch Jean, Ivo und
Kevin freuen sich schon jetzt auf eine Wiederholung.