„In Brandenburg soll es wieder Wölfe geben“ heißt es in einem populären Musikstück unserer Zeit. Und in der Tat – es gibt sie, allerdings nicht ganz so wie es die Satire verspricht. Im havelländischen Premnitz versammelten sich nämlich am heutigen Samstag die oft besagten „Wölfe im Schafspelz“ in Gestalt der „NPD“ auf dem örtlichen Marktplatz um sich in „Räuberzivil“ ihrer vermeintlichen Wählerschar zu präsentieren und (neo)nazistische Propaganda an ausgewählte Bürger zu verteilen. Ab 10 Uhr wurde diesbezüglich auch durch Aktivisten_innen des „NPD Kreisverband Havel Nuthe“ und insbesondere dessen Untergliederung „NPD Stadtverband Rathenow“ sowie Sympathisanten_innen aus dem Kameradschaftsmilieu mitten im „Nichts“ ein Infostand aufgebaut, um den sich die Aktivistenschar, darunter auch der NPD Kreisverbandsvorsitzende Michel Müller sowie der NPD Kreistagsabgeordnete und Rathenower Stadtverbandsvorsitzende Dieter Brose, versammelte.
Zeitgleich fanden sich auch einige Antifaschist_innen ein, um den unheimlichen Treiben im Stadtzentrum zumindest durch Präsenz etwas entgegenzusetzen. Zeitweise konnte der Stand sogar durch Absperrband unzugänglich gemacht werden, bis sich “Staatsfeind” Dieter Brose den Vertretern der exekutiven Gewalt in der Bundesrepublik, namentlich den Beamten der nahen Polizeiwache, anbiederte und diese zur Entfernung der Sperrung aufforderte. Wie üblich wurde dem, unter Hinweis auf die “strafrechtliche” Relevanz der Aktion, beamtenseitlich auch Folge geleistet. Platzverweise wurden allerdings nicht ausgesprochen.
Auch einige Punk Rocker hatten sich inzwischen eingefunden, um den starren und autoritären Gehabe der (Neo)nazis ein wenig Lebensfreude und Stimmung entgegenzusetzen, was allerdings einigen NPD Sympathisanten offensichtlich überhaupt nicht gefiel. Bereits während der angemeldeten NPD Aktion begab sich der Premnitzer (Neo)nazis René Durdel zur Punkercombo und drohte mit Repressalien im Anschluss der Veranstaltung.
“Es stehen drei Nazis auf den Hügeln und finden keinen zum verprügeln” heißt im bereits oben erwähnten Liedtitel ironisch weiter. Denn leider sind Gewaltübergriffe, zu den auch die NPD Jugendorganisation “JN” durch auf Aufklebern veröffentliche Parolen, wie “Nationalbefreite Zone erkämpfen”, einlädt, nach wie vor Realität in Brandenburg. Genannter Durdel begab sich so unmittelbar nach dem Abbau des NPD Infostandes zielgerichtet zu dem auch auf der aktuellen “Redwatch” — Seite abgebildeten Punker S., sprang den auf den Boden verharrenden an und schlug und trat mit voller Kraft auf ihn ein, bis ihn aus der Wache eilende Polizeibeamte überwältigten und abführten.
S., der weitgehend unverletzt blieb, wurde erst vor sieben Monaten von (Neo)nazis im Stadtgebiet von René Durdels Bruder Peer während eines öffentlichen Festes in Premnitz angegriffen. Peer Durdel wurde deswegen am vergangenen Donnerstag wegen diesem und weiteren Delikten zu einer langjährigen Jugendstrafe verurteilt.