TREBBIN Im wochenlangen Streit um zwei Feuerwehrmänner in Trebbin (Teltow-Fläming), die in der Vergangenheit wiederholt durch rechtsextreme Einstellungen und Gewalttaten aufgefallen sind, kommt Bewegung. Der Chef der Freiwilligen Feuerwehr in Trebbin, Burkhard Heinrich, hat den beiden Kameraden Silvio K. und Steffen T. ein Ultimatum gestellt: Sie haben bis zum kommenden Freitag Zeit, sich öffentlich “eindeutig und nachhaltig von Rechtsextremismus, Ausländerfeindlichkeit, Gewalt gegen Andersdenkende und Rassismus” zu distanzieren. Komme es zu keiner Erklärung, gehe man davon aus, dass Trebbins Bürgermeister Thomas Berger (CDU) das angekündigte Ausschlussverfahren “unverzüglich” durchführen werde, so Heinrich.
Mit dem Schreiben reagierte Heinrich auf die jüngste Kritik der Initiative “Trebbin miteinander”. Diese hatte in einem offenen Brief eine Reaktion der Feuerwehr eingefordert. Mehr als zwei Wochen habe man auf eine “Stellungnahme und eindeutige Abgrenzung von Intoleranz, blindem Hass und Gewalt gegen Ausländer und Andersdenkende” gewartet, heißt es in dem Schreiben, das unter anderem vom Bürgermeister, der Grundschulleiterin, Kirchenmitarbeitern und Lehrern unterzeichnet war. Es sei nicht erklärlich, dass die beiden Verurteilten Sivio K. und Steffen T. zwar am Festzug zum 120-jährigen Bestehen der Trebbiner Feuerwehr nicht teilnehmen durften, aber beim offiziellen Feuerwehrball mitfeiern durften.
Die Trebbiner Menschenjagd hatte vor sechs Jahren weit über die Landesgrenzen hinaus für Schlagzeilen gesorgt: Am Abend des 30. September 1996 hatte eine Meute von Rechtsextremen gezielt Jagd auf italienische Bauarbeiter gemacht und diese teils schwer verletzt. Doch nur zwei der Schläger mussten damals büßen. Jan Weicht wurde 1997 wegen versuchten Mordes zu 15 Jahren Haft verurteilt. Er hatte dem Italiener Orazio Giamblanco mit einer Baseballkeule den Schädel zertrümmert. Das Opfer überlebte knapp und ist seitdem schwer behindert. Francesco Heim, ein weiterer Mittäter, verbüßt seit 1997 eine achtjährige Jugendstrafe.
Der Prozess gegen die restlichen Schläger kam im letzten Augenblick: Kurz vor Verjährung der Tat packte Haupttäter Jan Weicht aus und belastete sieben seiner früheren Kumpel aus der “Freien Kameradschaft Trebbin” schwer. Vor dem Luckenwalder Amtsgericht wurde der Fall nochmals aufgerollt. Obwohl der Hauptbelastungszeuge nachweislich in einigen Punkten gelogen hatte und alle Zeugen aus der rechtsextremen Szene unter kollektivem Gedächtnisverlust litten, sah der Richter eine Mittäterschaft als erwiesen an.
Das Urteil: Silvio K. (24) und Steffen T. (23) erhielten nach Jugendstrafrecht eine Verwarnung und müssen Geldstrafen zwischen 400 und 600 Euro zahlen. Die anderen drei Angeklagten erhielten Freiheitsstrafen zwischen vier und acht Monaten zur Bewährung.