(MAZ, 19.4.) ORANIENBURG Die Umbenennung der Reichenbergstraße in Sachsenhausen wurde
gestern Abend vom Oranienburger Hauptausschuss zunächst zurückgestellt. Der
bündnisgrüne Stadtverordnete Heiner Klemp übte massive Kritik an dem
Vorschlag, die Straße nach dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler
Kurt Schuschnigg zu benennen, der von 1941 bis 1945 im KZ Sachsenhausen
inhaftiert war.
Schuschnigg sei ein ausgewiesener Antidemokrat und Antisemit gewesen, so
Klemp. Als Innenminister sei er 1933 dafür verantwortlich gewesen, dass in
Österreich so genannte “Anhaltelager”, unter anderem nach dem Vorbild des KZ
Oranienburg, errichtet wurden. Der Politiker sei der Totengräber der ersten
österreichischen Republik gewesen, auch wenn er später den Anschluss
Österreichs an Deutschland verhindern wollte und als “feindlicher
Staatsmann” im KZ Sachsenhausen interniert wurde.
Baustadtrat Frank Oltersdorf und Stadtverordnetenvorsteherin Hildegard Busse
erklärten, dass der Namensvorschlag mit der Gedenkstätte Sachsenhausen
abgestimmt worden sei. Auch für den Kiefernweg in Lehnitz solle es neue
Recherchen geben. Die Stadt will bei der Landesdenkmalpflege nachhaken, ob
es Einwände gegen die Umbenennung in Else-Wolf-Weg gibt.
Bei einer Gegenstimme stimmten der Haupt- und ‑Finanzausschuss schließlich
mit den genannten Einschränkungen für die Straßenumbenennungsliste, die mehr
als 100 Namen in ganz Oranienburg einschließlich aller acht Ortsteile
umfasst.