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Umbruch in Seelow

(Jeanette Bed­erke; Berlin­er MoPo) Der Über­leben­skampf der Men­schen im Oder­bruch nach der Schlacht rückt in den Mit­telpunkt der Ausstel­lung. Am 16. April ist hier die zen­trale Gedenk­feier des Lan­des Bran­den­burg mit Min­is­ter­präsi­dent Platzeck. 

Seelow — Die Gedenkstätte auf den Seelow­er Höhen will jet­zt ihr Image auf­polieren. “Bish­er gel­ten wir als Muse­um für mil­itärhis­torische Insid­er”, meint Gedenkstät­ten­leit­er Gerd-Ulrich Her­rmann selb­stkri­tisch. Das The­ma Krieg und Nachkrieg müsse der Nachkriegs­gen­er­a­tion ver­mit­telt werden. 

Detail­liert und geschichtlich präzise wird derzeit in dem bunkerähn­lichen Ausstel­lungs­ge­bäude die schw­er­ste Schlacht des Zweit­en Weltkrieges auf deutschem Boden erk­lärt. Wer das will, kann erfahren, wie Marschall Shukov, Ober­be­fehlshaber der 1. Belorus­sis­chen Front, in den Mor­gen­stun­den des 16. April 1945 vom Reitwein­er Sporn aus mit einem gewalti­gen Artilleri­eschlag den Kampf um den Vor­marsch nach Berlin eröffnete. 

Das Grauen und Leid des Krieges sowie seine bis heute nach­wirk­enden Hin­ter­lassen­schaften lassen sich 60 Jahre danach jedoch so nicht begreifen. “Diese mil­itärischen Lage­pläne und Zahlen zu Ein­satzkräften, Mate­r­i­al und Gefal­l­enen berühren den Laien nicht”, weiß Her­rmann. Vor allem jene jun­gen Besuch­er nicht, deren Eltern den Krieg auch nicht mehr erlebt haben, per­sön­liche Schilderun­gen und Erin­nerun­gen nicht ken­nen. Deswe­gen set­zt der Gedenkstät­ten­leit­er ver­stärkt auf Hin­ter­grund­wis­sen und Zeitzeu­gen­berichte, will das bere­its umfan­gre­iche elek­tro­n­is­che Archiv the­ma­tis­che ausbauen. 

“Gestor­ben wurde hier schon seit Ende Jan­u­ar, als die rus­sis­chen Trup­pen von Osten aus die Oder über­wan­den. Da kön­nen wir mit unser­er Doku­men­ta­tion nicht erst im April 1945 ein­steigen”, macht er deut­lich. Ein weit­er­er Schw­er­punkt soll kün­ftig die Sit­u­a­tion im Oder­bruch nach Beendi­gung des Zweit­en Weltkrieges sein. Denn da begann für die Bevölkerung des deutsch­landweit am stärk­sten kriegsz­er­störten Land­strichs nach Ansicht des Muse­um­schefs der eigentliche Über­leben­skampf. Vom ein­sti­gen “Gemüsegarten Berlins” war nichts mehr übrig: Gerätschaften kaputt, Saatgut ver­nichtet, Vieh weg, Felder ver­mint. Hunger und Seuchen grassierten. Weit­ere The­men wer­den die Pflege von Kriegs­gräber­stät­ten sowie die noch heute existieren­den explo­siv­en Alt­las­ten im märkischen Boden sein. 

Der Wan­del zur mah­nen­den Antikriegs­ge­denkstätte bedarf nach Ansicht des Muse­um­sleit­ers ein­er wis­senschaftlichen Konzep­tion. Einen ver­sierten His­torik­er hat Her­rmann dafür bere­its begeis­tern kön­nen. Nun hofft er auf För­der­mit­tel des Landeskulturministeriums. 

Das Engage­ment des Gedenkstät­ten­leit­ers liegt auf der Hand. Die 1972 gegrün­dete Ein­rich­tung wird seit der Wende im Wesentlichen aus dem Kreishaushalt von Märkisch-Oder­land finanziert. Her­rmann möchte mit dem Muse­um in das Pro­gramm zur Gedenkstät­ten­förderung des Bun­des aufgenom­men wer­den. “Wir sind schließlich die einzige Gedenkstätte, die dann auch wis­senschaftlich fundiert an eine Schlacht des Zweit­en Weltkrieges auf deutschem Ter­ri­to­ri­um erin­nert”, sagt Her­rmann. Da es an Per­son­al fehle, kön­nten aber schon jet­zt nicht alle Wün­sche erfüllt wer­den. 2004 hat­ten mehr als 23 000 Per­so­n­en die Gedenkstätte besucht. 

Für bun­desweite Beach­tung will der Muse­um­schef bere­its am 16. April sor­gen. Dann find­et auf den Seelow­er Höhen die zen­trale Gedenkver­anstal­tung des Lan­des Bran­den­burg und des Land­kreis­es Märkisch-Oder­land statt. Min­is­ter­präsi­dent Matthias Platzeck wird dazu eben­so erwartet wie die Botschafter von Ruß­land und Polen, ehe­ma­lige Krieg­steil­nehmer sowie Lan­des­bischof Wolf­gang Huber. 

Infos im Internet:
hier.

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