“Initiative für Begegnung” fordert die selbstverständliche Integration von
Flüchtlingen und Asylsuchenden in der Stadtmitte
(PNN, 12.7.) “Wir fordern die Unterbringung aller Asylsuchenden und Flüchtlinge in Wohnungen,
Wohngemeinschaften oder kleinen Sammelunterkünften”, so Olaf Löhmer von der
“Initiative für Begegnung”. “Natürlich im Rahmen kommunaler Möglichkeiten.”
Damit einhergehen sollte die Sicherung der sozialen Betreuung — beispielsweise
von Menschen mit Traumatisierungen — und die Schaffung von Begegnungszentren,
in denen sich Nachbarn treffen und kennen lernen können.
Bereits vor zwei Jahren, im Rahmen des Umzuges des Asylbewerberheimes von der
Michendorfer Chaussee in die Kirschallee 6f, konnten zirka 300 Familien und
Einzelpersonen eigene Wohnungen beziehen. Auch für die derzeit noch in den
beiden Sammelunterkünften Kirschallee 6f und Lerchensteig, lebenden 350
Flüchtlinge und Asylbewerber fordert die Initiative diese Möglichkeit. Mit
ihrem Engagement nehme die Landeshauptstadt, laut Löhmer, eine Vorreiterrolle
in Brandenburg ein. Vor dem Hintergrund des bevorstehenden Umzuges von knapp 85
Asylbewerbern aus der Kirschallee 6f in das Sozialdorf Lerchensteig lud das
Netzwerk am Sonnabend zu einem “Dinner für alle!” vor das Brandenburger Tor.
Unter dem Motto “Über den Tellerrand …” verliehen die Frauen und Männer ihrer
Forderung Nachdruck, dass “diesen ausgeschlossenen Menschengruppen ein Platz in
der Mitte der Stadt eingeräumt und somit die Teilnahme am städtischen Leben
ermöglicht wird”. Mit dem Umzug in den Lerchensteig sei besiegelt, dass der
Platz für die Flüchtlinge künftig am Rand der Stadt sein werde. “Eine Zukunft
in der Stadtmitte rückt damit in weite Ferne”, meint Löhmer. Das Netzwerk sieht
es als eine humanitäre Verpflichtung, die Menschen innenstadtnah
unterzubringen, damit Behördengänge, alltägliche Erledigungen, wie Einkäufe,
oder auch Aktivitäten und Schulbesuche unkompliziert erledigt werden können.
Der Umzug der Flüchtlinge in das Sozialdorf, in dem auch Obdachlose und
alkoholkranke Menschen leben, bedeute einen “großen Rückschritt” und fördere
eine zunehmende Isolation.
Nach Festen und bunten Umzügen in den vergangenen Jahren, wurde am Sonnabend
die
Aufmerksamkeit der Passanten mit kulinarischen Genüssen von Börek über
gebackene Bananen bis hin zu Couscous gewonnen. “Kostenloses Essen funktioniert
immer”, kommentierte Löhmer. Nach sieben Stunden Fest, umrahmt vom Schauspiel
der Kinder aus dem Lerchensteig, Blasmusik, Jonglage und einer Ausstellung zur
Situation von Asylsuchenden in Deutschland, zogen die Veranstalter eine
positive Bilanz. Schätzungsweise 500 Menschen hätten im Laufe des Tages an der
langen Tafel Platz genommen.
Die Initiative für Begegnung werde sich auch künftig für die Verbesserung der
Lebensbedingungen der Flüchtlinge und Asylsuchenden einsetzen. Unabhängig von
politischen Aktionen werden die ehrenamtlichen Projekte, wie die wöchentliche
Kinderfreizeit für Flüchtlingskinder oder auch die gemeinsamen Abendessen und
Treffen im Flüchtlingsheim am Lerchensteig fortgeführt. Zudem seien in
absehbarer Zeit auch wieder Länderabende geplant, an denen die Flüchtlinge von
ihrem Leben in ihren Herkunftsländern erzählen.
Der ursprünglich für Ende Juli 2004 geplante Umzug der knapp 85 Menschen in den
Lerchensteig hat sich auf Ende September verschoben. Grund dafür sind die noch
nicht abgeschlossenen Sanierungsarbeiten der Bdie Fertigstellung des neuen
Obdachlosenheimes. Bereits am 1. August wird die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die
Trägerschaft des Hauses von den Maltesern sowie einen Sozialarbeiter des
christlichen Verbandes übernehmen. Die AWO ist bereits Träger der 1992 in
Betrieb genommenen Unterkunft im Lerchensteig.U. Strube
Weitere Informationen unter: www.ifbpotsdam.de