19. Juli 2006 · Quelle: TAZ

Ungarisches Blut in Perleberg unerwünscht

BERLIN taz Im bran­den­bur­gis­chen Per­leberg ist eine junge Frau auf­grund ihrer ungarischen Staats­bürg­er­schaft vom Blut­spenden abge­hal­ten wor­den. Dies sei damit begrün­det wor­den, dass Aus­län­der kein Blut spenden dürften, berichtete die gestern die Zeitung Märkische Allgemeine. 

Dem­nach hat­te sich Judith M. am ver­gan­genen Fre­itag zum Blut­spende­di­enst begeben. Nor­maler­weise füllt man nach der Anmel­dung einen Frage­bo­gen zur gesund­heitlichen Vorgeschichte aus. Ein Arzt entschei­det dann, ob der Spender zu ein­er Risiko­gruppe gehört oder nicht. 

So weit kam Judith M. aber gar nicht. Sie wurde schon bei der Anmel­dung von den ehre­namtlichen Helfern des DRK abgewiesen. Ihre ungarische Staats­bürg­er­schaft berechtige sie nicht zum Blut­spenden, Aus­län­der dürften dies nicht. 

Der Leit­er des DRK-eige­nen Insti­tuts für Trans­fu­sion­s­medi­zin in Pots­dam, Roland Karl, bestätigte den Vor­fall auf taz-Anfrage. Es gebe allerd­ings keinen aus­län­der­feindlichen oder ras­sis­tis­chen Hin­ter­grund. Vielmehr han­dele es sich um “eine unglück­liche Ver­ket­tung von Missver­ständ­nis­sen”. Die Mitar­beit­er hät­ten sich unglück­lich ver­hal­ten, die Abweisung habe keine fach­liche Grund­lage gehabt. Man werde sich “bei der Bürg­erin in aller Form entschuldigen”. 

Eine Sprecherin des bran­den­bur­gis­chen Gesund­heitsmin­is­teri­ums sagte der taz, die Abweisung von Judith M. sei “ein Und­ing”. Es gebe keinen Grund, Men­schen auf­grund ihrer Staat­sange­hörigkeit von der Blut­spende abzuhal­ten. Die Spender müssten lediglich einen fes­ten Wohn­sitz in Deutsch­land vor­weisen kön­nen. Dies sei bei Judith M. der Fall gewesen. 

Der Leit­er der Antidiskri­m­inierungsstelle des Lan­des Bran­den­burg, Har­ald Kli­er, sieht den Auss­chluss eben­falls nicht als recht­mäßig an. Das Blut­spendege­setz ver­lange keineswegs, dass die Spender die deutsche Staat­sange­hörigkeit besäßen. Sie müssten lediglich über aus­re­ichende Sprachken­nt­nisse ver­fü­gen, um den Anmelde­bo­gen aus­füllen zu kön­nen. “Es gibt keinen Grund für diesen Auss­chluss von der Blutspende.” 

In einem ethis­chen Kodex, der auch vom DRK anerkan­nt und auf dessen Inter­net­seite zu find­en ist, heißt es sog­ar aus­drück­lich: “Bei der Blut­spende darf keine nachteilige Unter­schei­dung auf­grund von Rasse, Staat­sange­hörigkeit oder Reli­gion gemacht werden.” 

Zurzeit wer­den in Berlin und Bran­den­burg die Blut­spenden knapp, wegen der som­mer­lichen Hitze und der Ferien­zeit spenden weniger Men­schen als son­st. Das DRK ruft in Wer­bekam­pag­nen ver­stärkt zu Blut­spenden auf. “Hilf auch du — Rette ein Leben — spende Blut!”, heißt es auf der Inter­net­seite des DRK. Judith M. wäre dem Aufruf gern gefolgt.

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