BRÜCK Ein ominöses Flugblatt hat gestern in Brück Verunsicherung ausgelöst.
In dem an viele Haushalte verteilten Zettel wird Kayihan Kutlu, dem
türkischen Betreiber der Imbisshalle in der Bahnhofstraße, anonym
vorgeworfen, mit Drogen zu handeln.
Bei einer angeblichen Razzia der Polizei seien im November vorigen Jahres in
dem Imbiss ein halbes Kilogramm Kokain, 1800 Tabletten des Rauschmittels
Ecstasy sowie eine Waage zum auswiegen der Drogen gefunden worden, behaupten
die unbekannten Verfasser des Flugblattes. Dieses fand sich in Briefkästen
mehrerer Haushalte.
Weiterhin wird darin behauptet, dass die Staatsanwaltschaft eine “sofortige
Schließung des Imbisses” gefordert habe. Die Initiatoren des Schreibens
fordern die Brücker Bürger schließlich dazu auf: “Halten Sie sich von dem
Imbiss fern”.
Wie die Recherchen der MAZ gestern ergaben, sind die Vorwürfe gegen den
Betreiber der Imbisshalle jedoch haltlos. So hat es nach Angaben des
Sprechers des Polizei-Schutzbereiches Brandenburg/Belzig, Torsten Ringel,
zum genannten Datum keine Razzia der Polizei gegeben. Das bestätigten
gestern auch Bärbel Sonnenberg vom Polizeipräsidium Potsdam sowie der
Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam, Jörg Wagner. Wie er sagte, gibt es
keinerlei Ermittlungen gegen Kayihan Kutlu in Zusammenhang mit
Drogendelikten. Auch sei ihm keine juristische Grundlage bekannt, die dabei
zu einer Schließung durch die Staatsanwaltschaft führen könnte.
Inzwischen ermitteln Beamte des Polizei-Schutzbereiches zu den Verursachern
des Schreibens “von Amts wegen”, sagte Torsten Ringel. Dabei werde nicht
ausgeschlossen, dass es einen Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf die
Imbisshalle vom Februar vorigen Jahres sowie zu der inzwischen erfolgten
Verurteilung von ortsansässigen Angreifern geben könnte. “Wir ermitteln in
alle Richtungen”, so der Polizeisprecher.
Gestern waren Beamte bereits in Brück unterwegs. Mit Hilfe des Ordnungsamtes
haben sie Flugblätter eingesammelt, um Spuren zu sichern. Zumindest in der
Bahnhofssiedlung und in der Silberbrückenstraße waren die Zettel fast in
jedem Briefkasten zu finden, sagte Brücks Ordnungsamtsleiterin Marion Jahn,
die gestern selbst auf Sammeltour war.
Brücks Bürgermeister Karl- Heinz Borgmann, der selbst kein Flugblatt
erhalten hatte, hofft, “dass die Verursacher schnell gefunden werden”. Eine
rechte Szene oder “eine Antihaltung gegenüber dem Imbissbetreiber” will er
in der Stadt nicht ausgemacht haben. “Nach dem Anschlag hatte es eher
spontane Solidaritätsbekundungen gegeben”, so Borgmann. Er wollte gestern
das Gespräch mit Kayihan Kutlu suchen.