Wie bereits mehrfach berichtet, möchten Politiker von SPD und CDU die in einem
Modellversuch mehrere Jahre lang getestete Videoüberwachung öffentlicher Plätze
fortsetzen, möglichst sogar ausweiten. Dagegen spricht sich nicht nur die
Linkspartei aus…
Überwachungskritiker haben sich in der „Initiative zur Stärkung der Grund- und
Bürgerrechte“, kurz Polizeikontrollstelle, organisiert. „Wir sind eine in Potsdam
ansässige Bürgerrechtsorganisation, die getreu dem Motto Vertrauen ist gut,
Kontrolle ist besser die Innen- und Sicherheitspolitik und ihre Erscheinungsformen
auf allen Ebenen beobachtet, analysiert und wenn nötig kritisiert“, so ihre
Selbstdarstellung.
Sei sprechen sich in einer mehrseitigen an alle im Landtag vertretenen Parteien
zugegangenen Stellungnahme für die Abschaltung der Kameras und ein Ende der
Videoüberwachung in Brandenburg aus. In dem Text wird der Sicherheitsdiskurs
kritisiert, mit dem die Überwachungsbefürworter für ihre Ziele werben. „Die
Videoüberwachung steht für eine Politik der inneren Sicherheit, die sich über das
obrigkeitsstaatliche Versprechen der autoritären Auflösung sozialer und politischer
Konfliktlagen definiert“. Die Initiative sieht dadurch das Grundrecht auf
informationelle Selbstbestimmung verletzt.
Ihre Kritik belegen die Überwachungsgegner mit konkreten Beispielen. So sei eine
junge Frau, die am 30.10.2004 an einer Demonstration gegen Neonazis teilgenommen
hatte, ins Visier eines polizeilichen Dokumentationstrupps geraten. Wenig später
fand sich ihr Bild auf einem in hoher Auflage verbreiteten Fahndungsplakat, auf
denen nach angeblichen Gewalttätern gesucht wurde. Die Frau wurde später von der
Polizei freigesprochen, trotzdem ist sie durch ihr Bild auf dem Plakat
stigmatisiert. Dabei mag in seinen drastischen Auswirkungen um einen Einzelfall
handeln. Die Initiative will aber damit deutlich machen, dass der Spruch, wer sich
legal verhält, hat auch nichts zu befürchten, bestenfalls naiv ist.
Den Kritikern ist allerdings auch klar, dass genau diese Argumente in weiten Kreisen
der Bevölkerung auf Zustimmung stoßen. Auch ein Großteil der veröffentlichten
Meinung ist schließlich für ihre Einwände nicht gerade offen. „Wir haben
verschiedene Seminare zur Videoüberwachung in Brandenburg organisiert und auch mit
anderen öffentlichen Aktionen Gegenaufklärung betrieben, meint Lutz Böde von der
Initiative gegen Polizeigewalt gegenüber ND.
Weitere Aktionen seien vor der Sommerpause nicht geplant. „Wir warten jetzt erst
einmal die konkreten Gesetzesinitiativen der Landesregierung zur Fortsetzung der
Überwachung und werden dann darauf reagieren“, so Böde.
Nach Presseinformationen sieht der Referentenentwurf aus dem Hause Schönbohm unter
Anderem Rahmenbedingungen für die Erfassung von Autokennzeichen bei fließendem
Verkehr sowie bessere Voraussetzungen für die Handyortung und die Videoüberwachung
vor.