Am Freitag, dem 24.06.06, rief der AK Antifa Potsdam zusammen mit der Soligruppe Potsdam und der FAU Potsdam auf, sich über den — schon seit geraumer Zeit veröffentlichten — Verfassungsschutzbericht 2005 lustig zu machen.
Den Start machte das Drehen an der Gewaltspirale. Hintergrund dafür ist die “Analyse” von Behörden und zahlreichen Zeitungen. Sie halluzinierten immer wieder eine “Gewaltspirale” herbei, deren Ausgangspunkt Auseinandersetzungen zwischen linken und rechten Jugendlichen seien. Die Realität sah und sieht jedoch anders aus. Neonazis sehen Gewalt als legitimes Mittel innerhalb politischer Auseinandersetzungen. Auch vor Mord schrecken sie nicht zurück, wie der Angriff von 15 Neonazis in der Nacht zum 3. Juli 2005 zeigte.
Doch gewalttätig sind auch die Potsdamer Linken. Kleine silberne Blechbüchsen mussten den Hass auf Jörg Schönbohm standhalten, wenn kraftvoll aber elegant Werfer_inn_en die Büchsen abermals zu Fall brachten. Neben einem Quiz, welches für Szene-Kenner_inn_en keine Hürde darstellte, war der Endlosstreifen eines Hollywood-Films der absolute Höhepunkt jedes konsumierenden “Antifa-Kirmes”-Besuchers. Der Streifen handelte von den Informationslücken im Themenfeld Rechtsextremismus, dem kaum überschaubaren “Ausländerextremismus” in Brandenburg und den gewalttätigen, Waffen lagernden Linksextremisten.
Doch nicht alles auf der Kirmes war spaßig. So durfte sich neben dem Antifa-Stand auch der Revolutionär Sozialistische Bund (RSB) Potsdam aufstellen. Bekannt sind die Trotzkisten durch antisemitische und antiamerikanische Statements geworden. In Potsdam sammelten sie unter dem Aufdruck “Kein Blut für Öl” Spenden. Wir erahnen nur, dass es sich dabei um eine Umschreibung der Kampagne “10 Euro für den irakischen Widerstand” handelt, die Spenden für irakische Terroristen sammelt.
Jene haben bei emanzipatorischem Protest ebenso wenig zu suchen wie Personen, die “Böhse Onkelz”-Songs sangen und “Forza Italia” schrien. Leider wurde sich nicht dazu durchgerungen, sie des Platzes zu verweisen.
Doch regressiv ging es den Abend weiter: Als der Tag zur Nacht wurde, durften drei unkritische “Künstler” noch ihren großen Auftritt feiern und 20 Minuten lang Feuer spucken und Fackeln schwingen. Leni Riefenstahl hätte an dem synchronen “Lichtspiel” und dessen faschistischer Ästhetik mörderischen Spaß gehabt. Die Masse der Besucher_inn_en ergötzten sich an der abendlichen Romantik.
Die Masse, die da noch jubelte, verzog sich dann glücklicherweise bis in die frühen Morgenstunden, so dass dem progressiven minimal_techno des DJ Ritschko nichts mehr im Wege stand. Doch selbst sein guter Sound konnte eine letzte Auseinandersetzung mit Capoeira-tanzenden Hippies nicht unterbinden. In Folge der Auseinandersetzung wurden Partygäste von einem Anhänger der Rastafari-Bewegung als “Fotze” tituliert. Die Systematik ist hinlänglich bekannt. Es war der verzweifelte Versuch, eine Person durch Titulierung (vermeintlich*) weiblicher Genitalien zu beleidigen.
Juni 2006
* Wir denken es gibt keine biologischen Kategorien nachdem jemand “Mann” oder “Frau” ist. Es zählt einzig das gefühlte, gewollte Geschlecht.
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