Heute wurde im Landgericht Neuruppin das Urteil zum Mord an Marinus verkündet. Die drei Angeklagten Marco Sch., sein Bruder Marcel Sch. und Sebastian F., standen seit Mai gemeinsam vor Gericht. In 24 Prozesstagen wurde versucht, die Geschehnisse des Sommerabends vom 12. Juli zum 13.Juli 2002 zu rekonstruieren und zu erfahren, was dort geschehen ist.
Marcel und Sebastian haben sich in Bukow bei einem Berufsvorbereitendem Jahr kennen gelernt. Marcel lud ihn zu sich ein, auch weil er meinte, Sebastian und sein Bruder, der gerade aus eine Haftstrafe abgesessen hatte, könnten sich verstehen.
Sie trafen sich und vertrugen sich gut. Abends, gegen 19 Uhr fuhren sie mit Fahrrädern ins Nachbardorf Strehlow zu einem Bekannten bei dem viel getrunken wurde, um zu feiern, oder einfach nur Alkohol zu trinken. Dort traf auch Marinus später ein, zu der Zeit ebenfalls nicht allein. Allerdings wollte dieser irgendwann schlafen gehen und warf den Rest, der noch bei ihm geblieben war raus.
Marco, Marcel, Sebastian und Marinus zogen zusammen weiter zu einer Familie, bei denen sie keine Skrupel hatten mitten in der Nacht Einlass zu fordern, um dort weiter zu trinken.
Mit Gewalt schafften sie dies dann auch. Und die Feier verlegte sich in die dortige Veranda.
Hier begannen sie nach einiger Zeit von Marinus zu verlangen, zu sagen er sei Jude. Anfangs weigerte er sich, aber nach dem er den Rat der Hausbewohnerin(er solle es doch einfach zugeben, dann hören sie schon auf) bekommen hatte. Und ihm gewaltsam Alkohol eingeflößt wurde, gab er nach. Aber das rettete ihn nicht. Sie begannen ihn zu schlagen und als er raus gezogen worden war, um sich zu übergeben, urinierte einer von ihnen auf seinen Oberköper.
Marco, Marcel und Sebastian hatten sich schon auf den Rückweg gemacht, als Marco meinte, sie könnten Marinus dort nicht liegen lassen, das könnte die Familie stören. Sie fuhren also zurück und holte ihn. Und luden ihn auf eins ihrer Fahrräder. Als sie an dem alten LPG Gelände vorbei kamen hatte einer von ihnen die Idee Marinus noch etwas Angst einzujagen. Sie kletterten mit ihm über das Tor und warfen ihn zuerst einmal in die Jauchegrube, um zu sehen oder untergeht. Dann holten sie ihn immer wieder raus, schlugen ihn.
Bis er dazu aufgefordert wurde, in die Kante des Steintroges zu beißen und Marcel mit seinen Springerstiefeln auf seinen Kopf sprang. Das Gesicht war zerquetscht worden, aber er röchelte noch und man stellte fest „er könne keinem Arzt mehr vorgestellt werden“. Also suchten sie etwas, um ihm den Rest zu geben. Marcel fand einen Gasbetonstein, den er Marinus zweimal auf den Kopf warf. Darauf hin verbuddelten sie ihn in der Jauchegrube und ließen ihn dort liegen, bis Marcel begann damit anzugeben und den Tatort seinen Freunden zeigte. Auch Freunde von Marinus erfuhren davon und machten eine Anzeige nachdem sie sich selbst überzeugt hatten.
Der Saal 2 im Neuruppiner Landgericht war heute überfüllt, viel Presse, einige ständige BeobachterInnen des Prozesses, Antifas und drei Rechte waren anwesend.
Fast Punkt 12.00 Uhr wurde das Urteil verlesen.
Marcel Sch.: 8 Jahre und 6 Monate
Marco Sch.: 15 Jahre
Sebastian F.: 2 Jahre
Die Richterin hat zwar deutlich gemacht, dass Marco und Sebastian sich in der rechten Szene aufhalten. Aber leider machte sie nicht deutlich, dass dies ein alltägliches Problem in Brandenburg ist.