NEURUPPIN Am kommenden Donnerstag wird im nordbrandenburgischen Neuruppin das Urteil gegen die rechten Mörder von Marinus Schöberl gesprochen. Nach insgesamt 22 Verhandlungstagen wird damit der Prozess vor dem Neuruppiner Landgericht zu Ende gehen.
Die Staatsanwaltschaft forderte in ihren Plädoyers für den jetzt 18-jährigen Haupttäter Marcel Sch. die Maximalstrafe für Jugendliche von 10 Jahren . Für seinen 24-jährige Bruder Marco wird lebenslängliche Haft gefordert, für den 18-jährigen Sebastian F. neun Jahre und acht Monate. Die Staatsanwaltschaft geht von einer gemeinschaftlichen Tat mit rechtsextremistischem Hintergrund aus.
Für viel Aufregung sorgten die anschließenden Plädoyers der Verteidiger in den letzten Wochen. Der Mord an Marinus Schöberl in Potzlow wurde — soviel steht fest — mit unglaublicher Brutalität ausgeführt. Unter anderem führte Marcel Sch. einen Bordsteinkick nach dem Filmvorbild von “American History X” an Marinus Schöberl aus, der damals 16 Jahre alt war. Die drei Täter hatten ihr Opfer am 13. Juli 2002 im uckermärkischen Potzlow zunächst als “Juden” und “Linken” beschimpft, ihn geschlagen, gequält, ermordet und schließlich in einer Jauchegrube versenkt. Die Leiche von Marinus Schöberl wurde erst am 17. November entdeckt, nachdem Marcel Sch. mit seiner Tat geprahlt hatte.
Nichts desto trotz verneinen die Anwälte sowohl eine rechte Motivation für die Tat, meinen, es wäre kein gemeinschaftlich begangenes Verbrechen gewesen und spielen die Tatanteile ihrer jeweiligen Mandanten herunter. Matthias Schöneburg, Anwalt des 24-jährigen Marco Sch. etwa sprach am vergangenen Donnerstag von “Körperverletzung” und verwies auf die geringe Intelligenz und die Alkoholsucht seines Mandanten. Er forderte “unter zehn Jahren Haft”. Marco Sch. entschuldigte sich am letzen Verhandlungstag vor dem Urteilsspruch — nachdem er zuvor durchweg geschwiegen hatte — für seine Tat.
Auf der Sonderseite zum Prozess auf Inforiot lässt sich der Verlauf der Verhandlungen gut nachvollziehen. Leider wurde die anfangs angedachte unabhängige Berichterstattung nicht bis zum Ende des Prozesses durchgehalten — dafür sind viele Presseartikel zu finden. Zu den Geschehnissen nach der Entdeckung der Tat siehe die gesonderte Sonderseite auf Inforiot.