Vogt: Affäre auf die leichte Schulter zu nehmen hieße, Erfahrungen der unseligen
deutschen Vergangenheit zu ignorieren
BÜNDNIS 90/Die Grünen fordern personelle Konsequenzen im Innenministerium, sollte
sich der in der Presse bekannt gewordene Verdacht bestätigen, dass der Neonazi und
Händler von Hass-CDs Sven S. entgegen früheren Angaben des Ministeriums als V‑Mann
für das LKA gearbeitet hat. Und das, obwohl gegen ihn wegen Volksverhetzung
ermittelt wurde.
“Wir sind entsetzt über die immer deutlicher zutage tretende Verflechtung zwischen
brandenburgischen Sicherheitsorganen und verfassungsfeindlichen Organisationen”,
sagte der Landesvorstandsprecher von BÜNDNIS 90/Die Grünen, ROLAND VOGT. “Sicherlich
ist der Einsatz von V‑Leuten immer eine Gratwanderung. Was sich derzeit in
Brandenburg abzeichnet, hat den durch den Rechtsstaat vorgegebenen Rahmen aber
längst gesprengt und nimmt skandalöse Ausmaße an. Alarmierend wäre zudem, wenn sich
herausstellt, dass Innenministerium, Verfassungsschutz und Polizei der für die
Kontrolle von V‑Mann-Einsätzen zuständigen Parlamentarischen Kontrollkommission
keinen reinen Wein einschenken”, sagte ROLAND VOGT.
“Dass nun auch noch bekannt wird, dass das LKA für den Neonazi Sven S. die
Verfassungskonformität der von ihm vertriebenen Hass-CDs überprüfte, schlägt dem
Fass den Boden aus”, sagte ROLAND VOGT. “Die oberste Polizeibehörde muss sich nun
vorwerfen lassen, den Geschäftserfolg des einflussreichen Neonazis befördert zu
haben.”
“Es ist Zeit für eine Sondersitzung der Parlamentarischen Kontrollkommission, auf
der das Innenministerium endlich die Karten auf den Tisch legen muss”, sagte ROLAND
VOGT. “Sollten sich die in der Presse beschriebenen Vorgänge als zutreffend erweisen
und sich bewahrheiten, dass dem Kontrollgremium bei vorhergehenden Sitzungen
brisante Informationen vorenthalten wurden, beziehungsweise dass Parlamentarier und
Öffentlichkeit getäuscht wurden, sind personelle Konsequenzen unabdingbar.”
“Diese Angelegenheit auf die leichte Schulter zu nehmen hieße, die Lehren aus
unserer unseligen Vergangenheit zu ignorieren”, sagte ROLAND VOGT. “Vor der
Machtergreifung gab es die gefährliche Gemengelage von Staatsschutz, Rechtsradikalen
und Polizei schon einmal.”