31. August 2012 · Quelle: Antifa Gruppe Oranienburg [AGO]

Velten? Na wenn das kein Schuss in den Ofen wird.

Für den 01. September wollten Neonazis der NPD und die Jungen Nationaldemokraten Brandenburg ein nationales Fußballturnier in Velten (Oberhavel) veranstalten.

Das sog. „Anti­im­pe­ri­al­is­tis­che Fußball­turnier“ fand Jahre zuvor in Oranien­burg (2007), Pots­dam (2009) und weit­eren Städten statt und gilt als wichtige Ver­net­zungsver­anstal­tung. Nach­dem Hin­weise der Sicher­heits­be­hör­den bei dem ange­fragten Vere­in, dessen Platz die Neon­azis nutzen woll­ten, eingin­gen, lehnte dieser die Nutzung ab. Nun zeigt sich die NPD stinkig und meldete für den sel­bi­gen Tag eine Kundge­bung für 18 Uhr am Vel­tener Bahn­hof an. Wir stören gerne!

Vel­ten ist ein Ort in dem seit den 1980er Jahren eine neon­azis­tis­che Kon­ti­nu­ität bis ins Jahr 2012 reicht. Vel­ten war in der ehe­ma­li­gen DDR ein­er der Orte in Bran­den­burg, die bekan­nt waren für rechte Skin­heads, die für Kör­per­ver­let­zun­gen und Sachbeschädi­gung – Straftat: Row­dy­tum – ver­ant­wortlich waren. 1987 fand hier ein­er der ersten doku­men­tierten Neon­azis­traftat­en statt, bei der knapp 100 Neon­azis eine Kneipe und eine Streife der Volk­spolizei angrif­f­en. Auch wenn die Staatssicher­heit solch ein Vorge­hen gerne ver­schwiegen hätte, war die Kam­er­ad­schaft „Gesamt­sturm Vel­ten-Oranien­burg“, die maßge­blich an dem Über­griff und weit­eren Delik­ten mit neon­azis­tis­chem Hin­ter­grund beteiligt war, dem Min­is­teri­um schon länger bekannt. 

Nach der Wende war es wieder Vel­ten, welche sofort in Neon­azistruk­turen einge­bun­den war. Neben Städten wie Königs Wuster­hausen, Oranien­burg und Straus­berg, grün­dete die 1985 und 1992 ver­botene Partei „Nation­al­is­tis­che Front“ auch in Vel­ten eine Zelle. Mitte der 1990er Jahre ent­stand das „Förder­w­erk Mit­teldeutsch­er Jugend“ (FMJ), welch­es haupt­säch­lich im Altkreis Oranien­burg aktiv war und eben­falls in Vel­ten eine Orts­gruppe unter­hielt. 1992 organ­isierte die FMJ das einzige offizielle Konz­ert der Berlin­er Recht­srock­band „Landser“, welch­es in Hen­nigs­dorf als eine Geburt­stags­feier getarnt wurde. Die FMJ wurde 1993 für einen Sprengstof­fan­schlag auf das Auto eines engagierten Sozialar­beit­ers ver­ant­wortlich gemacht. Im Juni 1993 löste sich die FMJ auf und es wurde organ­isatorisch ruhiger in Vel­ten, doch die Neon­azis blieben. Bun­desweit wurde Vel­ten bekan­nt infolge des Mordes an Gun­ther Marx am 06.08.1994. Er wurde von zwei Neon­azis über­fall­en und mit einem Schrauben­schlüs­sel erschla­gen. Er ist wie auch weit­ere Ermordete in Ober­hav­el (Hans-Jochen Lom­matsch, Oranien­burg und eine namentlich unbekan­nte Per­son aus Gransee) von der Bun­des- und Lan­desregierung nicht als Opfer rechter Gewalt anerkannt.

Heute gilt Vel­ten als eine Art „No-Go-Area“ ohne eine feste Struk­tur nach außen zu haben. Allein die Stammwäh­ler­schaft von 4–5 % für die NPD (bei der let­zten Wahl wurde Vel­ten unrühm­lich zweit­er Platz aller NPD-Ergeb­nisse im Land­kreis) ist hier­für ein Anze­ichen. Mehrere junge Vel­tener sind Mit­glieder bei den „Freie Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ (vorher „Freie Kräfte Vel­ten“) oder bei den Jun­gen Nation­aldemokrat­en. In den let­zten Jahren war es zwar ver­hält­nis­mäßig ruhig in Vel­ten, doch gab es immer wieder Sit­u­a­tio­nen, welche zeigten – die Neon­aziszene ist Vital und Fit. Mitte der 2000er Jahre war es beson­ders die Per­son Chris­t­ian Wanzek, welche für eine Organ­isierung der Neon­aziszene sorgte. Sein Wegzug lies dort einiges zusam­men­brechen. 2009 ver­sucht­en sich Neon­azis an einem Hess-Flash­mob und einige Wanzek­fre­unde taucht­en auf, kon­nten die Aktion jedoch nicht durchführen. 

Vel­ten dient auch als Tre­ff­punkt für Aufmärsche. So trafen sich fast 40 Neon­azis beste­hend aus NPD, JN und „Freie Kräfte“ am Bahn­hof Vel­ten um gemein­sam am 01.05.2012 nach Witt­stock zu fahren. Bun­desweit kam Vel­ten dieses Jahr eben­falls, mal wieder, in die (Fach-)Presse, da eine Per­son eine Geburt­stagsanzeige für den Kriegsver­brech­er Erich Priebke im Oranien­burg­er Gen­er­alanzeiger schal­tete. Ob sel­bige Per­son hin­ter dem Ver­such des „nationalen Fuss­ball­turniers“ und hin­ter der Anmel­dung zur Kundge­bung am Bhf. Vel­ten ste­ht ist unbekan­nt, jedoch nahe­liegend. Auch ob dies als Ver­suche der Re-Organ­isierung und eventuell Re-Aktivierung der Szene in Vel­ten ver­standen wer­den kann, kann angenom­men werden.

Eins ist sich­er – Die Szene in Vel­ten ist nicht unbeobachtet und wir wer­den jedem Ver­such ein­er Organ­isierung und Aktivierung ent­ge­gen­ste­hen. Vel­ten? Na wenn das kein Schuß in den Ofen wird.

Kommt zur Gegenkundgebung!

17:30 | Vel­ten Bahnhof

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