Wie erst jetzt bekannt wurde, war am Donnerstag, dem 6.2., ein Mitarbeiter des Verfassungsschutzes in Neuruppin unterwegs, um Informanten zu werben. Gegen 13 Uhr wurde ein Neuruppiner Aktivist vor seiner Wohnungstür von dem Mann gefragt, ob er denn Interesse habe, als Kontaktmann für den VS zu arbeiten. Der Mann sprach den Aktivisten mit vollem Namen an, und outete sich sogleich als jemand vom Bundesamt für Verfassungsschutz.
Der Aktivist lehnte den Vorschlag sogleich ab, dennoch versuchte der VSler weiter zu agitieren: “Da haben Sie doch nichts Schlimmes zu befürchten. Die Sache wäre doch nur positiv für Sie.” Der Geheimdienstler wurde — so der Bericht — immer höflicher und sagte, dass es nur um Infos gehen würden “die Ihnen nicht schaden werden”.
Nachdem der Aktivist erneut deutlich machte, das er an einer Zusammenarbeit kein Interesse hat, beendete der VSler den Anwerbeversuch und verschwand. Ob es in der letzten Zeit zu weiteren Ansprachen durch den VS in Neuruppin kam, ist nicht bekannt.
So wird der VSler beschrieben: etwa 1,85m, grünbeige Outdoorjacke, schwarze Strickmütze, dunkle hosen, dunkle Schuhe.
Dies ist nicht der erste Anwerbeversuch in Brandenburg, der bekannt wurde. Erinnert sei hier an das Wirken des K4-lers, der unter dem Namen Timo Ritter in Premnitz, Neuruppin und Rathenow ermittelte, an den Staatsschutz-Besuch im alternativen Jugendzentrum Strausberg und an den VS-Werbeversuch im Januar 2001 in Potsdam. Genauere Infos zu diesen Vorfällen sind in den Newslettern der Roten Hilfe Brandenburg nachzulesen. An dieser Stelle sei ebenfalls an den Skandal um den Neonazi-Spitzel Toni S. erinnert, in den der Brandenburger Verfassungsschutz máßgeblich verwickelt war.
Einige Hinweise, wie mit Anwerbeversuchen umzugehen ist, sind im Rote-Hilfe-Newsletter notiert: Download hier (PDF-Datei, 52 KB). Die Rote Hilfe empfiehlt im allgemeinen, nach solchen Vorgängen an die Öffentlichkeit zu gehen.