(MAZ, 14.12., Mandy Mamedow) KLEINMACHNOW Der seit längerem geplante “Ort der Erinnerung” für ehemalige
NS-Zwangsarbeiter auf dem Gelände der einstigen “Dreilinden-Maschinenbau
GmbH” Kleinmachnow nimmt langsam Gestalt an, wie kürzlich bei einer
Veranstaltung im Kursaal der Biologischen Bundesanstalt zu erfahren war.
Dort drehte sich am “Tag der Menschenrechte” alles um ein nahezu vergessenes
Kapitel nicht nur der Kleinmachnower Geschichte: ehemalige Zwangsarbeiter
und andere NS-Opfer.
Derer nahm sich im Jahr 2000 zwar gezielt die Bundesstiftung “Erinnerung,
Verantwortung und Zukunft” (EVZ) an. Doch zeigt sich inzwischen, dass die
Mittel der Stiftung sowie explizite Gesetzesvorgaben nicht ausreichen, allen
Betroffenen eine Entschädigung zukommen zu lassen. Und so sieht sich der
Berliner Verein “Kontakte — Kontakty e.V.” mit seiner Vorsitzenden Hilde
Schramm veranlasst, ergänzend zur Stiftung die bestehenden Lücken, soweit
irgend möglich, mittels Bürger-Engagement durch Spendengelder zu füllen.
Um auf die seit fast einem Jahr laufende, bundesweite Aktion aufmerksam zu
machen, aber auch um für eine lokale Brandenburgische Initiative zu werben,
traf sich am Freitag eine hochkarätig besetzte Runde. Mit dabei waren unter
anderem Landtagspräsident Gunter Fritsch (SPD), der ehemalige Brandenburger
Justizminister und Vorsitzende der Bundesstiftung EVZ, Hans Otto Bräutigam,
sowie die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm
(Bündnis90/Grüne), außerdem Vertreter der Gemeinde Kleinmachnow und
involvierte Vereine.
Dieser Abend, der von einer sechsköpfigen Initiativgruppe unter Leitung von
Hilde Schramm organisiert wurde, gab mit dem Bürger-Engagement auf
regionaler Ebene den Startschuss zur Kampagne “Brandenburg hilft ehemaligen
NS-Zwangsarbeitern in Ost€pa”. Und wo besser, als an einem authentischen
Ort hätte diese bis Mai 2005 angesetzte Initiative ihren Ausgang finden
können, so Cornelia Behm.
Mit unterschiedlichen Ansätzen versuchten die Akteure unter Moderation der
Brandenburger Ausländerbeauftragten Almuth Berger für die Dringlichkeit und
Wichtigkeit dieses Themas zu sensibilisieren. Immer wieder klang dabei
zwischen Zahlen, Fakten und geschichtlichen Hintergründen auch der besondere
Hinweis auf den “Mantel des Vergessens” durch, der sich über das Kapitel
Zwangsarbeiter gelegt habe. Zu kurz kam bei allem Informationsreichtum in
Hans Otto Bräutigams deutlich zu weit gedehnten Ausführungen allerdings der
Zusammenhang zwischen der Stiftung mit ihren begrenzeten Möglichkeiten der
Unterstützung von Zwangsarbeitern und der dazu ergänzend wirkenden
Bürgerinitiative. Zu unkonkret wurde nach Hilde Schramms Meinung gesagt,
dass schlichtweg nicht genug Geld vorhanden ist, dass Kriegsgefangene von
vornherein gesetzlich nicht berücksichtigt werden, obwohl sie unter
völkerrechtswidrigen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten.
Auch dass Zwangsarbeiter, die im Heimatland für die deutsche Besatzungsmacht
ausgebeutet wurden, keine Unterstützung erfahren, sei dabei unzureichend
beleuchtet worden. Dennoch lobte Schramm die Unterstützung der
Bürgerinitiative durch Bräutigam, für den dieses Engagement etwas bewegt,
was “der Staat einfach nicht mehr leisten kann”.
Wie sich die Gemeinde Kleinmachnow mit “ihren” ehemaligen Zwangsarbeitern
auseinandersetzt, wurde zum Schluss noch einmal deutlich durch die
Ausführungen des Heimatvereinsvorsitzenden Rudolf Mach und des
Landschaftsarchitekt Ole Saß. Demnach wird sich der vorgesehene “Ort der
Erinnerung”, der am 8. Mai 2005 eingeweiht werden soll, aus einem
landschaftsgestalterischen Gesamtkonzept zusammensetzen. Eine zweigeteilte
Gedenktafel wird auf einem der beiden dann begrünten und in Stahl
eingefassten Baracken-Fundamenten angebracht.
Auf dieser — in Anlehnung an die Stahl-Produktion im früheren Bosch-Werk -
aus Corten-Stahl gefertigten Tafel wird sich einerseits ein vom Heimatverein
ausgearbeiteter Text, andererseits ein Lageplan des Geländes befinden. Der
Gedenkort ist Ersatz für eine originale Fremdarbeiterbaracke, die im Zuge
der Errichtung eines Wohngebiets abgerissen worden war.