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Antifaschismus

Verlängertes antifaschistisches Wochenende in Zossen

Zossen — Am Sam­stag, den 04. Juli besucht­en 150 zum größten Teil junge Men­schen das Konz­ert „Love music, hate fas­cism!” im Zossen­er E‑Werk , wobei Hip-Hop, Rock und Funkbands aus Berlin und Bran­den­burg für aus­ge­lassene Stim­mung sorgten. Das Konz­ert, welch­es von der Pro­jek­t­gruppe „Zossen wird laut! ” ver­anstal­tet wurde, richtete sich gegen faschis­tis­che Struk­turen in Tel­tow Fläming und ist als jährlich­er sub­kul­tureller Anlauf­punkt für kri­tisch alter­na­tive Jun­gendliche aus der Umge­bung zu verstehen.

In den Jahren zuvor kam es bei linksalter­na­tiv­en Ver­anstal­tun­gen bzw. Infoaben­den im E‑Werk regelmäßig zu ver­sucht­en Angrif­f­en von der lokalen Neon­aziszene, mit teil­weise bis zu 30 Per­so­n­en. Die Kam­er­ad­schaft „Freie Kräfte Tel­tow-Fläming”, kurz FKTF, war bei diesen faschis­tis­chen Aktio­nen immer die mobil­isierende Gruppe im Hin­ter­grund. Nur durch kon­se­quente antifaschis­tis­che Gege­nak­tiv­itäten und inten­siv­er Aufk­lärungsar­beit über extrem rechte Per­so­n­en und Struk­turen, kon­nte dieses Jahr ein ähn­lich­er Angriff ver­hin­dert werden.

Far­ban­griff auf die Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Geicht”

Und trotz­dem wurde auch dieses mal eine kleine Gruppe von Neon­azis um Christoph Schack in Zossen beobachtet, wie diese ver­suchte Präsenz zu zeigen. Die Per­so­n­en­gruppe kon­nten zwar nicht die antifaschis­tis­che Ver­anstal­tung stören oder sich unerkan­nt unter die Besucher_Innen mis­chen, jedoch kam es nach dem Konz­ert, am frühen Mor­gen zwis­chen 4 und 5 Uhr, zu einem Far­ban­griff von Neon­azis mit brauner Farbe auf ein Haus in der Fis­ch­er­strasse 23. Dieses Haus gilt in Zossen als parteiüber­greifend­er Anlauf­punkt für Bürger_Innen, die sich in der Region gegen extrem rechte Struk­turen engagieren möcht­en und ist der offizielle Tre­ff­punkt der Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Gesicht”, die sich mit interkul­turellen Bürg­er­festen und Infoaben­den, erfol­gre­ich gegen recht­es Gedankengut zur wehr set­zt. Der Angriff ist als Reak­tion der Neon­azi­gruppe gegen das antifaschis­tis­che Konz­ert zu ver­ste­hen, welch­es sie nicht unbeant­wortet ablaufen lassen wollten.

Auf der Hauswand waren die Parolen „Volksver­räter” und „Linke Sau” zu lesen, was deut­lich macht, dass die Neon­azis nicht nur gezielt den öffentlichen Tre­ff­punkt der Bürg­erini­tia­tive angreifen woll­ten, son­dern auch ver­sucht­en einen ihrer Aktivis­ten einzuschüchtern, der in den unteren Eta­gen des Haus­es sein Geschäfts­büro hat. Es ist in diesem Zusam­men­hang nicht ver­wun­der­lich, dass am Tatort zwei Aufk­le­ber der Kam­er­ad­schaft „FKTF” gefun­den wur­den, was den Täterkreis der extrem recht­en Per­so­n­en nochmals ein­gren­zt, da alle ihre aktiv­en Mit­glieder bekan­nt sind. Obwohl die Polizei in unmit­tel­bar­er Nähe zum Haus ihr Revi­er hat und auf­grund der Erfahrun­gen aus den let­zten Jahren vorge­warnt war und Neon­azi Christoph Schack beim Ausspähen des Tatorts beobachtet wurde, kon­nte dieser Angriff nicht ver­hin­dert werden.

Neon­azis lassen nicht locker…

Als Reak­tion auf den Angriff, haben Aktivist_Innen der Bürg­erini­tia­tive am Mon­tag­mor­gen mehrere Anti-Naz­i­trans­par­ente aus dem Haus in der Fis­ch­er­strasse her­aus gehangen, wodurch die klare Botschaft ver­mit­telt wer­den sollte, dass sie sich nicht von den Neon­azis ein­schüchtern lassen wer­den. Kurze Zeit darauf zog diese Reak­tion wieder zwei junge unbekan­nte Neon­azis aus Zossen an, welche davon wohl ver­wun­dert waren und sich provoziert fühlten. Min­destens drei unab­hängige Zeu­gen haben daraufhin beobachtet wie diese Per­so­n­en ver­sucht­en, einzelne Trans­par­ente von dem Haus zu ent­fer­nen und faschis­tis­che Parolen brüll­ten. Eine Per­son mit nack­tem Oberkör­p­er, hat­te zudem ein blaues Hak­enkreuz auf dem Oberkör­p­er, was er aus Pro­voka­tion den anwe­senden Per­so­n­en beim ver­sucht­en Abreisen der Trans­par­ente zur Schau stellte. Die bei­den Neon­azis flüchteten mit Fahrrädern die Fis­ch­er­strasse ent­lang, vor­bei an der Feuer­wehr, in Rich­tung Einkauf­s­cen­ter. Kurze Zeit später wurde die Polizei über den Vor­fall informiert, welche die Lage eben­falls als unsich­er ein­stufte, da auch im Umfeld des Zossen­er Mark­t­platzes immer wieder einzelne Men­schen aus dem extrem recht­en Spek­trum beobachtet wur­den, unter anderem Christof Schack mit weib­lich­er Begleitung. Viele Aktivist_Innen der Bürg­erini­tia­tive haben an diesem Tag die Stadt Zossen als Angstraum wahrgenom­men, auf­grund von unge­hemmten Neonaziaktivitäten.

Antifaschis­tis­che Spon­tande­mo gegen Zossen­er Zustände 

Um diese faschis­tis­chen Aktiv­itäten in Zossen nicht unkom­men­tiert zu lassen und um Sol­i­dar­ität mit den betrof­fe­nen Men­schen der Bürg­erini­tia­tive zu sym­bol­isieren, wurde noch am Mon­tagabend gegen 21 Uhr eine Spon­tandemon­stra­tion in Zossen durchge­führt. Fast 40 Men­schen beteiligten sich an dieser kurzen, aber laut­starken Aktion und stell­ten unter Beweis, dass durch sol­i­darisches, gemein­sames und gen­er­a­tionsüber­greifend­es Han­deln gegen Neon­azis, die Angst vor extrem recht­en Angrif­f­en bzw. Pro­voka­tio­nen über­wun­den wer­den kann.

Einige Stadtverord­nete der recht­skon­ser­v­a­tiv­en Bürg­er­partei Plan‑B und der CDU sind in diesem Zusam­men­hang immer wieder als Vor­re­it­er eines total­i­taris­tis­chen Diskurs­es in der Region zu benen­nen, wobei eine plumpe Gle­ich­set­zung von linksradikalen Posi­tio­nen bzw. Aktiv­itäten, mit faschis­tis­ch­er Ide­olo­gie und Prax­is durchge­führt wird. (siehe Artikel Zossen: Stadt rel­a­tiviert Nazi­ak­tiv­itäten) Das solche Posi­tio­nen, der ver­meintlich bürg­er­lichen Mitte unser­er Gesellschaft, dazu beitra­gen, dass das his­torisch ein­ma­lige Phänomen des Nation­al­sozial­is­mus und dessen zer­störerischen Fol­gen ver­harm­lost wer­den und extrem rechte Posi­tio­nen salon­fähig gemacht wer­den, ist diesen Poli­tik­ern entwed­er nicht bewusst oder nehmen sie tak­tisch in Kauf. Es ist dur­chaus sin­nvoll hier­bei von „Zossen­er Zustän­den” zu sprechen, welche es immer wieder ermöglichen, dass sich Neon­azis im Stadt­ge­bi­et ungestört bewe­gen kön­nen und anti­semi­tis­che Unternehmer wie Rain­er Link, nicht dazu aufge­fordert wer­den, ihre geschicht­sre­vi­sion­istchen Trans­par­ente von der Hauswand zu ent­fer­nen. Das jet­zt die Zeit der kle­in­städtis­chen Ruhe in Zossen vor­bei ist und das Neon­aziprob­lem der Stadt nicht mehr durch poli­tis­ches Schweigen oder durch kri­tik­lose Ver­harm­lo­sung geleugnet wer­den kann, da eine neue Qual­ität extrem rechter Gewalt erre­icht wurde, dass kön­nen selb­st recht­skon­ser­v­a­tive Poli­tik­er nicht unkom­men­tiert hinnehmen.

Des Weit­eren sehen wir die Tat­sache äußerst kri­tisch, dass ein­er Neon­azi-Grup­pierung soviel Raum in öffentlichen Medi­en wie der Märkischen All­ge­meinen Zeitung (MAZ), für ihre abstrusen Ver­schwörungs­the­o­rien und men­schen­ver­ach­t­en­den Pro­pa­gan­da gegeben wird. Eine kri­tis­che bzw. dis­tanzierte Berichter­stat­tung über Neon­azi­ak­tiv­itäten sieht anders aus.

Schlussfol­gerun­gen

Der extrem rechte Far­ban­griff von Neon­azis aus dem Umfeld der lokalen Kam­er­ad­schaft „Freie Kräfte Tel­tow-Fläming” gegen die Bürg­erini­tia­tive „Zossen zeigt Gesicht”, rei­ht sich ein in eine Vielzahl faschis­tis­ch­er Aktiv­itäten und Aggres­sio­nen in der Region um Zossen. Zulet­zt ver­suchte Chris­t­ian Stef­fen, aus dem Umfeld der „FKTF”, mit zwei weit­eren Neon­azis am 20.06. in der Bahn­hof­sstraße vor der Sparkasse in Mahlow, einen alter­na­tiv­en Jugendlichen anzu­greifen und ver­fol­gten diesen, als er mit seinem Fahrrad flüchtete. Knapp eine Woche zuvor, am 14.06. griff eben­falls Chris­t­ian Stef­fen mit einem weit­eren Neon­azi am Bahn­hof Mahlow einen alter­na­tiv­en Jugendlichen an. Nach­dem der Betrof­fene angerem­pelt wurde, schlug Stef­fen ihn mit der Faust ins Gesicht. Eine Anzeige wurde erstat­tet. Auch bei ein­er Neon­azi-Kundge­bung am 11.02. in Zossen ver­sucht­en mehrere Teil­nehmer, unter anderem die „FKTF” Mit­glieder Daniel Teich und Lutz Skupin, die Gegen­demon­stran­ten anzu­greifen, scheit­erten jedoch damit bere­its an der Polizei. In der Ver­gan­gen­heit gab es auch ver­suchte Angriffe auf antifaschis­tis­che Ver­anstal­tun­gen in Rangs­dorf und Zossen. Als nicht unbe­deu­tend hinzuzufü­gen wäre, dass ein­mal mehr das „FKTF” Mit­glied Christoph Schack aus Zossen, vor dem extrem recht­en Far­ban­griff beobachtet wurde, wie er den Tatort in der Fis­ch­er­strasse ausspähte und sich auch in den Tagen danach im Umfeld des Tatorts aufhielt. Zudem sind die meis­ten Mit­glieder der „Freien Kräfte Tel­tow-Fläming” bere­its durch Gewalt­tat­en der Polizei bekan­nt.
Das sich die lokalen Neon­azis auf extrem recht­en Inter­net­seit­en, durch Pressemit­teilun­gen und in Zeitungskom­mentaren selb­st als Opfer ein­er staatlichen Ver­schwörung gegen ihre neon­azis­tis­che Kam­er­ad­schaft darstellen wollen, kann nicht darüber hin­wegtäuschen, dass men­schen­ver­ach­t­ende Gewalt gegen Ander­s­denk­ende, Ander­sausse­hende und antifaschis­tis­che Per­so­n­en, oft­mals bis zum Tod, ein wesentlich­es Moment faschis­tis­ch­er Ide­olo­gie und Prax­is ist, wie sie unter Anderem die „FKTF” aber auch die NPD ver­tritt. Diese Organ­i­sa­tio­nen lassen sich hier­bei lück­en­los in eine faschis­tis­che Kon­ti­nu­ität ein­fü­gen, wie sie seit dem Ende des Nation­al­sozial­is­mus in Deutsch­land vorzufind­en ist. Insofern ist die Dis­tanzierung der Gruppe von diesem Far­ban­griff mehr als unglaub­würdig und spiegelt lediglich die Angst vor staatlich­er Repres­sion wieder.

Antifa heißt Angriff

Unsere Sol­i­dar­ität gilt all den­jeni­gen Grup­pen und Per­so­n­en, die sich antifaschis­tisch gegen men­schen­ver­ach­t­ende Struk­turen ein­set­zen und nicht davor zurückschreck­en, einen von All­t­agsras­sis­mus und herumziehen­den Neon­azis geprägten städtis­chen Nor­malzu­s­tand, entschlossen ent­ge­gen zutreten. Denn Faschis­mus ist keine Mei­n­ung, son­dern ein Verbrechen!

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