PERLEBERG Kahl geschorene Köpfe und Springerstiefel, das waren noch vor
einigen Jahren die Erkennungszeichen der Neonazis. Heutzutage scheint es
nicht mehr so einfach zu sein, Jugendliche, die rechtsgerichtet sind, auf
Anhieb als solche auszumachen. Das jedenfalls berichtete Beate Flechtker bei
einer Informationsveranstaltung im Kreismedienzentrum, zu dem die PDS
eingeladen hatte.
Die Referentin erläuterte, dass es einen Stilwandel innerhalb der
Neonazi-Bewegung gegeben habe. Die aktuelle Strategie bestehe darin,
möglichst viele Jugendliche zu erreichen und Gruppen, in denen sie sich
zusammenfinden, auf schleichende Weise zu unterwandern. Die Nazis
versuchten, ihnen den Nationalismus als spannendes Erlebnis und Abenteuer zu
vermitteln, erläuterte Beate Flechtker. Langfristig planten Organisationen,
die der NPD nahe stehen, eine große Bandbreite wie Medien, Videos, Internet
und Privatsender zur Verbreitung ihrer Ideologie zu nutzen. In einem
Strategiepapier sei genau beschrieben worden, wie ausgebildete Kader um die
25 Jahre angewiesen seien, Jugendliche auf ihre Seite zu ziehen, um sie dann
später gezielt zu schulen.
Ansatzpunkte für die Neonazis seien bestimmte Musikszenen wie etwa “Dark
Wave” oder “Black Metal”, die ihrerseits schon einen Hang zum Martialischen
haben. Daraus hätten sich Untergruppen gebildet, die recht eindeutig
nationalistisch auftreten. Die Bands neigten in ihren Texten zur
Verherrlichung von Gewalt und betrieben einen extremen Männlichkeitskult.
Der Expertin zufolge versorgen die Neonazis ihre Mitläufer mit bedruckten
T‑Shirts und anderen Textilien. Dabei sei nicht auf den ersten Blick
erkennbar, dass es sich um Kleidung aus der rechten Szene handelt. Indem sie
sich etwa dem Stil des HipHop anpassten, versuchten sie Jugendliche aus
unpolitischen Gruppen zu ködern.