Ihre Krankenakten enden mit einem lapidaren Eintrag: “in eine andere
Anstalt verlegt”. Ihr Leben endete in der Gaskammer. Zehntausende
geistig behinderte und psychisch kranke Menschen wurden im Dritten Reich
Opfer der unter Euthanasie bekannten Mordaktion.
In den Ruppiner Kliniken werden im Oktober dieses Jahres zum Gedenken an
eines der dunkelsten Kapitel der deutschen Medizingeschichte so genannte
Stolpersteine verlegt. Sie sollen Hinweise auf Leben und Schicksal der
Ermordeten liefern. Den Opfern geben sie einen Namen.
Sechs Steine sind geplant — als Symbole für viele weitere Menschen, die
den grauenvollen Test zum Völkermord an den Juden nicht überlebten:
Gerhard G., geb. 1914, verlegt am 18. Juni 1940.
Arthur B., geb. 1912, verlegt am 18. Juni 1940.
Hildegard L., geb. 1926, verlegt am 20. Juni 1940.
Bergliot H., geb. 1901, verlegt am 30. Juni 1941.
Elsa J., geb. 1902, verlegt am 20. August 1940.
Herbert Sch., geb. 1911, verlegt am 27. Juni 1940.
Verlegt werden die Stolpersteine — Pflastersteine mit einer rund zehn
mal zehn Zentimeter großen Messingplatte — am 19. Oktober ab 9.30 Uhr
auf dem Kliniken-Gelände. Im Anschluss daran wollen die Ruppiner
Kliniken um 10.45 Uhr im Alten Gymnasium am Neuruppiner Schulplatz eine
Ausstellung über das Stolperstein-Projekt eröffnen. Der Historiker
Dietmar Schulze stellt zugleich sein Buch über “Die Landesanstalt
Neuruppin in der NS-Zeit” vor; der Kölner Künstler Gunter Demnig erklärt
den Sinn der Stolpersteine. Er hat für Neuruppin bereits acht
Stolpersteine zur Erinnerung an ermordete Juden gestaltet (die MAZ
berichtete). Etwa 3000 Steine hat der Bildhauer bisher in 25 Städten
installiert. In Brandenburg sind die Neuruppiner Steine die ersten.