Die Videoüberwachung am Potsdamer Hauptbahnhof ist ein voller Erfolg. Im ersten Quartal des Jahres 2002 ist die Zahl der Straftaten im videoüberwachten Bereich um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Nach Angaben des Potsdamer Polizeipräsidiums sind von Januar bis März 2002 25 Straftaten registriert worden, im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 57. Der Potsdamer Hauptbahnhof, der als Kriminalitätsschwerpunkt gilt, wird seit dem 21. Dezember 2001 von sechs Kameras überwacht. Sie sind offen sichtbar und befinden sich an den nördlichen, südlichen und westlichen Eingängen zum Bahnhofsgebäude. Überwacht wird damit auch der Parkplatz an den Nuthewiesen, der zuvor als Schwerpunkt für Autodiebstähle galt.
„Die Videoüberwachung hat sich auf jeden Fall bewährt“, sagt Gerald Selinger, Leiter der Potsdamer Hauptwache. Die Straftaten seien seit der Einführung kontinuierlich rückläufig. Vor allem die Autodiebe habe man mit den Kameras „mächtig“ zurückgedrängt. Alle acht Straftaten, die per Videoüberwachung zwischen dem 1. und dem 19. April registriert wurden, seien Fahrraddiebstähle gewesen. Eine ihrer Hauptaufgaben sieht die Polizei nun darin, die Anzahl der Fahrraddiebstähle am Hauptbahnhof zu reduzieren. Als Erfolg der Videoüberwachung verbucht Selinger außerdem, dass die rechtsextreme Szene, die am Wasserturm neben dem Bahnhofseingang durch Straftaten und Pöbeleien auf sich aufmerksam gemacht hatte, verschwunden ist. Man müsse beobachten, ob die Jugendlichen im Sommer zurückkehrten, so der Leiter der Hauptwache. Sollte das der Fall sein, wäre man per Videoüberwachung zumindest in der Lage, Straftaten besser nachzuweisen.
Ein Vorteil der Polizeiarbeit per Kamera ist laut Selinger zudem, dass die Straftäter leichter gefasst werden können. „Bis jetzt haben wir immer den Zugriff machen können.“ Zwei Polizisten seien am Bahnhof immer auf Streife, wird per Kamera eine Straftat beobachtet, werden die Beamten vor Ort in die Spur geschickt. „Der Täter weiß zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, dass wir aktiv geworden sind.“ Eine Verdrängung der Kriminalität durch die Kameraüberwachung an andere Orte in Potsdam kann Selinger nicht feststellen. Bei den Autodiebstählen beispielsweise habe man keinen weiteren Schwerpunkt feststellen können. Zusätzliche Kameras am Hauptbahnhof oder die Videoüberwachung anderer öffentlicher Plätze in Potsdam hält der Leiter der Hauptwache deshalb nicht für notwendig. „Das wäre zurzeit rechtlich nicht sauber.“
90 Beamte der Potsdamer Hauptwache sind für die Arbeit mit der Videoüberwachung geschult worden. Befürchtungen, die Polizisten könnten der Arbeit an den sechs Überwachungsbildschirmen mit wenig Motivation begegnen, haben sich laut Selinger nicht bestätigt. Der Grund: „Es gibt Erfolgserlebnisse.“