«Es ist der alte Rotz, den keiner hören will» , sagt Manni zu Sophie. Sie hat sich anlässlich der Umbenennung ihrer Schule in «Geschwister-Scholl-Gymnasium» ein Theaterstück ausgedacht. Es handelt von den letzten Minuten der beiden Widerstandskämpfer, bevor sie von den Nazis hingerichtet wurden. Es ist das Stück im Stück der Piccolo-Inszenierung «Die weiße Rose – lebt» . Gestern hatte es in der Paul-Werner-Oberschule in Cottbus Premiere. Anders als «Manni» in der Theaterszene annimmt, interessierten sich die Zehntklässler sehr für das, was angeblich niemand mehr hören will.
«Die weiße Rose – lebt» , geschrieben und inszeniert von piccolo-Theaterpädagoge Günther Breden, schlägt einen Bogen von damals zu heute. «Es soll gezeigt werden, wie sich der Antisemitismus wieder breit macht, Fremdenfeindlichkeit geduldet wird und Nazis wieder auf dem Vormarsch sind» , erklärt der Regisseur.
Das Zwei-Mann-Stück, das die jungen Schauspieler Hauke Grewe und Maria Schneider überzeugend spielen, hatte die Schüler offenbar sehr berührt. So herrschte ein Moment der Stille, bevor es für die Aufführung viel Applaus gab. «Das Stück ging mir sehr nahe» , sagte Anja Cudok (15). «Vor allem hat mich die Ungerechtigkeit erschüttert, die Hans und Sophie Scholl widerfahren ist» . Die 16-jährige Nele Vogt fand an der Inszenierung besonders gut, dass sie Parallelen zur heutigen Zeit zieht. «Ich denke, dass die Gefahr, die von den Neo-Nazis aus geht, unterschätzt wird. Das zu thematisieren, finde ich wichtig.»
Ein wenig Nachhilfe in Geschichte bietet das Theaterstück außerdem. «Es ist interessant, auf die Art noch mehr über die ‚Weiße Rose’ und die Geschwister Scholl zu erfahren. Das ist besser als Unterricht» , waren sich Dirk Enzmann (17) und Christian Heptner (17) einig. Nach Angaben von Regisseur Günther Breden sollen künftige Aufführungen theaterpädagogisch nachbereitet werden. «Schüler sind nach Premieren immer noch sehr verhalten» , ist seine Erfahrung.
Eine Aufführung mit anschließendem Schülergespräch dauert etwa eine Doppelstunde. Vorstellungen sind im Piccolo-Theater unter 0355 / 23 687 buchbar.