Viel Rauch um Zigaretten im Korczak-Gymnasium
Das Gymnasium an der Straße der Jugend 1 in Finsterwalde trägt den Namen des polnischen Kinderarztes und Pädagogen Janusz Korczak (1878–1942). Vermutlich war es der 5. August im vierten Kriegsjahr, als die faschistische SS Kinder aus dem Warschauer Ghetto in die Gaskammer des Vernichtungslagers Treblinka trieb und Korczak freiwillig mitging. Dem Pädagogen sei es vor allem um das Recht jedes Kindes gegangen, »als eigene Persönlichkeit anerkannt zu werden«, heißt es auf der Internetseite des Gymnasiums. Ob damit übereinstimmt, was sich am 29. November 2005 am Korczak-Gymnasium ereignete, steht in Frage. Fünf Revierpolizisten und Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamtes machten an diesem Tag eine Razzia. Sie kontrollierten die Schulmappen und Hosentaschen von 450 Schülern, ob diese Zigaretten oder Alkohol bei sich hatten. Man stellte aber keine Verstöße fest.
Die Privatsphäre müsse geschützt werden, beschwert sich die Landtagsabgeordnete Carolin Steinmetzer (Linkspartei), die 1980 in Finsterwalde zur Welt kam und hier ihr Wahlkreisbüro hat. Wenn sie eine der Schülerinnen gewesen wäre, »ich hätte da nicht mitgemacht«, sagt Steinmetzer. Sie fragt sich, ob die Razzia angemessen war, und im Landtag fragte sie dies am 14. Dezember auch Innenminister Jörg Schön-bohm (CDU).
Weil in der Fragestunde des Parlaments keine Zeit mehr blieb, antwortete der Minister anschließend schriftlich. Er teilte mit, dass eine rechtliche Überprüfung der Angelegenheit Zweifel aufkommen lasse, dass das Ordnungsamt den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachtete. Er habe daher veranlasst, dass der Landkreis Elbe-Elster die Sache mit der Stadt Finsterwalde auswertet. Im Januar möchte Steinmetzer nachfragen, was daraus geworden ist.
Man sei als Ordnungsamt für den Jugendschutz zuständig, rechtfertigt Amtsleiter Peter Reinhard die Razzia. Es gab offensichtlich Hinweise aus der Nachbarschaft. Auf dem Schulhof sei das Rauchen untersagt, erinnert Reinhard. Jugendliche, die schon 16 Jahre alt sind, dürfen in den Pausen zum Qualmen auf die Straße gehen. Vom optischen Eindruck her sei jedoch schwer einzuschätzen, ob ein Schüler noch nicht 16 sei.