Ein wenig enttäuscht war Nina Haas, Leiterin des Jugendmigrationsdienstes
des Landkreises am Sonnabend schon. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre
heraus hatten sie und viele fleißige Helfer mit etwa 400 Besuchern zum
Sommerfest für Spätaussiedler und Einheimische im Garten des Hauses der
Diakonie in Finsterwalde gehofft. Gekommen sind letztendlich etwa 150
Teilnehmer. Viele hatten im Vorfeld zugesagt, doch der einsetzende
Prasselregen hielt wahrscheinlich etliche ab.
«Früher waren wir fünf Mitarbeiter, doch durch die Kürzung der Mittel sind
wir jetzt nur noch zwei Kollegen, die in der Aussiedlerberatung tätig sind»
, erläutert Nina Haas. Dadurch sei es ein sehr großer Kraftaufwand gewesen,
wieder so ein Fest auf die Beine zu stellen. Viele Spätaussiedler haben
mitgeholfen, Tische und Stühle aufgestellt, Kaffee gekocht und Getränke und
Kuchen ausgeteilt. Da der Landkreis in diesem Jahr keine finanzielle
Unterstützung geben konnte, ist das Diakonische Werk in die Bresche
gesprungen.
Für das kulturelle Programm sorgten vor allem die Kinder. Die Tanzgruppe
Regenbogen, in der ausschließlich Spätaussiedler trainieren sowie andere
Mädchen und Jungen erhielten viel Beifall für ihre Lieder und Tänze.
Allerdings machte der kräftige Regen und Hagelschauer den Auftritt teilweise
unmöglich. Schließlich flüchteten alle in die Räume.
Das Sommerfest ist eigentlich als Begegnungsmöglichkeit für Spätaussiedler
und Einheimische gedacht. Doch mit der Integration ist das eine schwierige
Sache. «Die meisten Spätaussiedler möchten sich integrieren. Doch wegen der
fehlenden Sprachkenntnisse sind viele sehr zurückhaltend» , erklärt Nina
Haas. Vor allem in den letzten Jahren seien sehr viele Spätaussiedler
gekommen, die kein Wort deutsch sprachen. 600 Stunden Sprachkurs werden
durch Bundesmittel finanziert, danach müssen sich die Familien selber
kümmern. Da kaum einer Arbeit hat, fehlt auch das Geld für weitere
Sprachkurse. «Zum anderen fällt das Lernen vielen Spätaussiedlern sehr
schwer. Die meisten haben körperlich gearbeitet und seit Jahrzehnten kein
Lehrbuch mehr in der Hand gehabt» , weiß Nina Haas aus ihrer Tätigkeit. Den
Kindern falle es dagegen wesentlich leichter die Sprache zu erlernen. Durch
Kontakte in der Schule ist es für sie auch einfacher, im dem fremden Land
Fuß zu fassen. Trotz aller Probleme seien die meisten Spätaussiedler froh,
nach Deutschland gekommen zu sein. «Wir müssten viel mehr Aufklärungsarbeit
leisten. Neben der Berufsberatung und der Erläuterung des Schulwesens gibt
es auch jede Menge ungeschriebene Gesetze für das Miteinander in
Deutschland. Auch durch ihre Bekleidung werden einige manchmal schon optisch
ausgegrenzt» , erklärt die Leiterin des Jugendmigrationsdienstes. Sie und
ihre Kollegin führen in Herzberg, Finsterwalde und Elsterwerda Beratungen
durch. Etwa 40 Leute kommen am Tag. Da bleibt nicht genügend Zeit für
ausführliche Gespräche. «Wenn man in einem Dorf lebt, ist die Integration
viel einfacher. Doch gerade in Finsterwalde wohnen fast alle Spätaussiedler
im Südkomplex und kapseln sich ab» , meint Nina Haas. «Integration ist eine
Sache, die nicht aufgezwungen werden kann. Wir können lediglich Anregungen
vermitteln» , fügt sie hinzu.
Swetlana Frenzel traut sich anfangs gar nicht, ein paar Sätze deutsch zu
sprechen. Doch dann erzählt sie, dass sie vor drei Jahren mit ihren Eltern
und ihrem Bruder von Kasachstan nach Finsterwalde gekommen ist. «Meine
Nachbarn sind sehr nett und freundlich. Manchmal trinken wir zusammen Kaffee
und sie helfen mir beim Erlernen der Sprache. Ich bemühe mich deutsch zu
sprechen, doch manchmal schäme ich mich, weil ich es nicht so gut kann» ,
sagt sie. Zu Hause in Kasachstan war es nicht erwünscht deutsch zu sprechen.
Die 42-Jährige ist Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik. Trotz der
Anerkennung ihres Berufsabschlusses findet sie keinen Job. «Ich bin immer
Arbeit gewohnt. Wahrscheinlich werde ich jetzt zu meinen Verwandten nach
Baden-Württemberg ziehen. Dort ist es vielleicht etwas leichter Arbeit zu
finden» , hofft sie.