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Vier Todesopfer antisemitisch motivierter Gewalt in Senzig

In der Antwort des Bun­desmin­is­teri­ums des Inneren auf eine Anfrage der Abge­ord­neten Petra Pau (Die Linke) heißt es: “Laut derzeit­igem Ken­nt­nis­stand war der Tatverdächtige davon überzeugt, dass der Staat mit der Impfkam­pagne einen bösen Plan ver­folge und die Welt­bevölkerung um die Hälfte reduzieren und eine neue Wel­tord­nung unter jüdis­ch­er Führung grün­den wolle.” Neben anti­semi­tis­chen Ver­schwörungsmythen soll sich der Täter in seinem Abschieds­brief zudem ras­sis­tisch geäußert haben.

Wir sind zutief­st erschüt­tert über vier weit­ere Todes­opfer rechter Gewalt. Diese Tat zeigt erneut auf ein­dringliche Weise, welche enorme Gefahr von anti­semi­tis­chen Ver­schwörungserzäh­lun­gen inner­halb der Coronaleugner:innen-Bewegung aus­ge­ht”, sagt Judith Porath, Geschäfts­führerin der Opfer­per­spek­tive — Beratungsstelle für Betrof­fene von rechter Gewalt.

Die Opfer­per­spek­tive e.V. fordert eine gründliche Aufk­lärung der Tathintergründe

Dass die Tat durch die Ermit­tlungs­be­hör­den offiziell als anti­semi­tisch motiviert gew­ertet wird, ist ein wichtiger Schritt. Allerd­ings darf die Ermit­tlungsar­beit an diesem Punkt nicht aufhören.“Da kein Gerichtsver­fahren stat­tfind­en kann, brauchen wir eine öffentliche und lück­en­lose Aufk­lärung, wie es zu dieser furcht­baren Tat kom­men kon­nte. Dazu zählen auch die poli­tis­chen Motive”, so Porath weit­er. Beant­wortet wer­den muss, welche konkreten Umstände zu der Tat geführt haben und inwiefern coro­naleug­nende sowie rechte Net­zw­erke an der Radikalisierung des Täters beteiligt waren. Zudem ist genauestens zu prüfen, inwiefern Per­so­n­en aus dem Umfeld des Täters etwas über dessen Tatvorhaben wussten und welchen Ursprung die Tat­waffe hatte.

Anti­semitismus als zen­trales Ele­ment der Coronaleugner:innen-Bewegungen darf nicht ver­harm­lost werden

In Bran­den­burg wie auch in anderen Bun­deslän­dern hat sich rund um die Mobil­isierung gegen die Infek­tion­ss­chutz­maß­nah­men ein ver­schwörungs­gläu­biges Milieu formiert. In großen Teilen wird dieses von Recht­sradikalen, Neon­azis und Reichsbürger:innen getra­gen. Inzwis­chen bes­tim­men in immer mehr Bran­den­burg­er Orten Ange­hörige dieses Milieus das poli­tis­che Kli­ma und gefährden damit den gesellschaftlichen Zusam­men­halt. Sie bedro­hen Men­schen, die sich um die Umset­zung von Coro­na-Schutz­maß­nah­men bemühen und schreck­en auch vor physis­chen Angrif­f­en nicht zurück. Die Tat von Sen­zig zeigt ein­dringlich die Gefahr, die von den anti­semi­tis­chen und ras­sis­tis­chen Vorstel­lungswel­ten von Impfgegner:innen und Pandemieleugner:innen ausgeht.

Die poli­tis­che Aufk­lärung dieser Tat und ein trans­par­enter Umgang der Ermit­tlungs­be­hör­den mit ihren Erken­nt­nis­sen sind deshalb für die gesellschaftliche Auseinan­der­set­zung mit dieser Bewe­gung von zen­traler Bedeutung.

Diese Auseinan­der­set­zung mit den Mor­den und den poli­tis­chen Entwick­lun­gen, die zu ihnen führten, sind jedoch keine Auf­gabe, die die Ermit­tlungs­be­hör­den allein erfüllen kön­nen. Vielmehr sind die poli­tis­chen und zivilge­sellschaftlichen Akteure im Land Bran­den­burg gefordert, alles dafür zu tun, dass sich die mörderische Ide­olo­gie, die den Tat­en zu Grunde lag, nicht weit­er ver­bre­it­et und sich ein solch­es Ver­brechen nicht wiederholt.

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