Heute begann der Prozess um 13.15 und wiederum waren ca. 15 BegleiterInnen vor dem
Gericht präsent um ihre Unterstützung für die Angeklagten zu bekunden.
Im Gericht selbst ging es zunächst um das soziale und familiäre Umfeld von Julia.
Ein psychiatrischer Gutachter referierte dazu. Hauptsächlich wurde ihr Engagement im
Chamäleon e.V. thematisiert. Hiernach verlasen die beisitzenden RichterInnen vier
Gerichtsurteile. Diese beschäftigten sich mit rechtsextremen Übergriffen auf zwei
der Angeklagten. Einer der beiden wurde vor einigen Jahren in Rehbrücke von 3
Neonazis mit einem sog. “Totschläger” zusammengeschlagen und danach wurde er auf die
Bahngleise geschmissen. Nur
die Verspätung des Zuges rettete ihm damals das Leben. Danach wurde das Urteil aus
dem “Chamäleon-Prozess” verlesen.
Hiernach wurde Frau Schilling als Zeugin gehört, sie war die damals zuständige
Untersuchungsrichterin im aktuellen Fall. Sie berichtete, dass einer der Angeklagten
einen weiteren habe identifizieren können und diesen belastet habe. Auf mehrfache
Nachfrage der Anwälte gab sie an, dass sie der Aussage damals nicht allzuviel
Glaubwürdigkeit zugemessen zu haben. So kam es zwar zu einem weiteren Haftbefehl
gegen eine Person, die in diesem Zusammenhang gemachte Aussage allerdings wurde so
nicht im Haftbefehl wiedergegeben. Des weiteren setzten sich die AnwältInnen durch
die Befragung von Frau Schilling intensiv mit der damaligen Situation auseinander,
in der es zu der belastenden Aussage gekommen ist. Wie also die schriftliche
Formulierung im Haftbefehl zustande gekommen sei, ob die Richterin dies diktiert
habe, die Protokollführerin direkt mitgeschrieben habe und vor allem warum es zu
dieser Aussage zu keiner protokollierten Nachfrage gekommen sei. Einer der Anwälte
fragte nach, ob sich die Richterin erinnern könnte, dass es beim Haftprüfungstermin
zu entlastenden Aussagen gekommen sei, Julia betreffend. Dies verneinte die
Richterin, sagte allerdings auch aus, dass solche Dinge nicht immer mitprotokolliert
werden.
Desweiteren gab die Richterin an, von Herrn Jakobs, dem Oberbürgermeister von
Potsdam angerufen worden zu sein, der mit ihr über die Haftsituation von Julia habe
sprechen wollen. Dies lehnte sie damals allerdings mit Hinweis auf die
Gewaltenteilung ab.