Kategorien
Antifaschismus

Von Spartas König zur „Reichsflugscheibe“

 

Die Geschäft­sidee ist keineswegs neu: Klei­dung mit nordis­ch­er Sym­bo­l­ik und ver­steck­ten oder zwei­deuti­gen Inhal­ten zu über­höht­en Preisen sind seit „Thor Steinar“ nicht nur in der recht­en Szene bekan­nt. Die Codes kön­nen meist nur Sze­neange­hörige entz­if­fern und sich so auf offen­er Straße erken­nen, ohne gle­ich als Recht­sex­trem­is­ten wahrgenom­men zu wer­den. Wenige Jahre später fol­gten mit „Erik & Sons“ und „Ans­gar Aryan“ poli­tisch ein­deutigere Kopi­en, da „Thor Steinar“ für Neon­azis nicht mehr nahe genug an der Szene war. Das Konzept und der Stil sind gle­ich geblieben, unter anderem mit dem Verkauf über den NPD-nahen „Deutsche Stimme Ver­sand“ haben sich „Erik & Sons“ und „Ans­gar Aryan“ ein­deutig posi­tion­iert. Alle drei genan­nten Marken sind regelmäßig auf recht­sex­tremen Aufmärschen zu ent­deck­en. Ein ähn­lich­es Verkauf­skonzept ver­fol­gt offen­sichtlich die noch junge Marke „Fourth Time“.

Nach eige­nen Angaben wurde sie im August 2011 in Tel­tow gegrün­det, das Logo schon im Juli marken­rechtlich geschützt. Anfang dieses Jahres ver­legte die Fir­ma nun ihren Sitz nach Berlin-Kreuzberg in ein run­tergekommenes Miet­shaus. Etabliert hat sich die Marke sei­ther aber noch nicht, lediglich im recht­sex­tremen „Strike Back Shop“ im thüringis­chen Apol­da ist „Fourth Time“ bish­er erhältlich. Das dies nicht nur dem modis­chen Stil zu ver­danken ist, wird schnell deutlich.

Selb­stopfer­kom­man­do ‚Leonidas’“

Mit einem T‑Shirt mit der Auf­schrift „Neuschwaben­land“ und so genan­nten „Reichs­flugscheiben“ als Motiv spielt die Marke bewusst auf die vor allem bei den selb­st ernan­nten „Reichs­bürg­ern“ beliebte Ver­schwörungs­the­o­rie an, wonach sich einige Nazis nach dem Krieg in einem geheimen Stützpunkt in der Antark­tis zurück­ge­zo­gen hätten.

Weniger ein­deutig geben sich Motive wie das „Leonidas“-Shirt. Auf den ersten Blick bezieht es sich auf den König von Spar­ta (490 – 480 v. Chr.), der auch aus dem Film „300“ bekan­nt ist. Allerd­ings soll es im Zweit­en Weltkrieg auch ein so genan­ntes „Selb­stopfer­kom­man­do Leonidas“ der Waf­fen-SS gegeben haben. Obwohl es his­torisch umstrit­ten ist, existiert zumin­d­est solch ein Mythos. Das Motiv so zu inter­pretieren ist nicht weit herge­holt, ver­weisen die Mach­er der Marke auf ihrer Face­book-Seite selb­st auf ebendiese SS-Ein­heit: „… wie stark der Feind auch sei! *Selb­stopfer­kom­man­do ‚Leonidas’“, heißt es dort zu dem Motiv. Die Zeile „Wie stark der Feind auch sei“, die sich eben­falls auf dem Shirt find­et, ist zudem der Titel ein­er indizierten Plat­te des ver­stor­be­nen recht­sex­tremen Lie­der­ma­ch­ers Michael Müller. Bei­des dürfte in recht­en Kreisen bekan­nte Fak­ten sein.

Ähn­lich ver­hält es sich mit dem Motiv „Mit­ter­nachts­berg“. Dabei han­delt es sich um einen Begriff aus der nordis­chen Mytholo­gie. Es soll „Sam­mel­stelle für alle Tapfer­en, die sich nach dem Tod auf den Weg zum Mit­tel­re­ich (Wal­hall) machen“ sein. Auf der „Fourth-Time“-Facebook-Seite heißt es ergänzend dazu: „Über dem Mit­ter­nachts­berg strahlt die Schwarze Sonne“, ein in der recht­en Szene beliebtes Sym­bol, dass schon Hein­rich Himm­ler in die geplante „SS-Kult­stätte“ Wewels­burg ein­bauen ließ. Erwäh­nenswert ist zudem, dass es sich bei „Mit­ter­nachts­berg“ um einen Titel der extrem recht­en NSBM-Band „Von Thron­stal“ handelt.

Pots­damer Neon­azi posiert auf der Website

Diese Prinzip lässt sich bei weit­ere Motiv­en find­en, so ist „Krabbenin­sel – Deutsche Com­pag­nie“ offen­bar ein pos­i­tiv­er Bezug auf die deutsche Kolo­nial­herrschaft der Insel Vieques und bei „Löwen­herz“ ist nicht der mit­te­lal­ter­liche König Richard gemeint, son­dern das gle­ich­namige Lied der Recht­srock-Kapelle „Divi­sion Ger­ma­nia“, wie „Fourth Time“ auf Face­book mit Auszü­gen aus dem Lied­text klarstellt.

Bei diesen Botschaften wirkt es nur kon­se­quent, dass es sich bei dem in „Fourth Time“-Kleidung posieren­den jun­gen Mann auf der Web­site um den stadt­bekan­nten Pots­damer Neon­azi Gabor G. han­delt, der von Szeneken­nern den „Freien Kräften Pots­dam“ zugerech­net wird und regelmäßig an recht­en Aufmärschen teilnimmt.

Seit Anfang des Jahres wirbt „Fourth Time“ auf sein­er Web­site nun auch mit dem Berlin­er Musik­er Sacha Korn, der in der Rubrik „Presse­fo­tos“ in Klei­dung der Marke posiert und seine Musik „patri­o­tisch“ nen­nt. Drei sein­er Lieder fan­den sich 2011 auf ein­er NPD-Schul­hof CD und in einem Wahlwerbespot der Partei. Damals bestritt er eine aktive Beteili­gung, dis­tanzierte sich und erk­lärte, dass die NPD über Lizen­zverkäufe an die Lieder gekom­men sei. Später gab Korn allerd­ings dem Mag­a­zin der Jun­gen Nation­aldemokrat­en „Hier und Jet­zt“ ein Inter­view. Nach eige­nen Angaben behan­delt er musikalisch „The­men wie Iden­tität, Schuld­kult, Patri­o­tismus und Nation“. Inhaltlich ste­ht Korn der Partei also offen­bar doch weniger fern, als er es gerne ausse­hen lassen würde. Sein Engage­ment für die rechte Nach­wuchs­marke „Fourth Time“ zeigt das deut­lich. (Von Theo Schneider)

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Inforiot