In den gestrigen Morgenstunden wurde ein 20 jähriger Linker aus Rathenow von Beamten der vorgeblich gegen Rechts initiierten Polizeisonderkommission MEGA/TOMEG von seiner Wohnung abgeholt und auf der Polizeiwache Rathenow im Fall einer angeblichen gefährlichen Körperverletzung erkennungsdienstlichen Maßnahmen unterzogen.
Nach dem er im weiteren Verlauf der Vernehmung vom Recht seiner Aussageverweigerung gebraucht gemacht hatte, hätte er nun eigentlich wieder gehen können. Doch stattdessen wurde er aber zum neuen Leiter der Rathenower Polizeiwache, Jean Wiersch, ins Büro zitiert. Dieser verdunkelte dann sofort die Scheiben und offenbarte dem 20 Jährigen in einem Vieraugengespräch, das er von ihm, den vermeintlichen Rädelsführer, die „Schnauze voll habe“ und ihm in einer dunklen Stunde die Finger einzeln brechen werde. Schließlich sei Wiersch, eigenen Angaben zu Folge, Kampfschwimmer der NVA mit Nahkampfausbildung gewesen und damit mit gewissen Kampfpraktiken betraut. Und nachweisen kann man ihm ja dann sowieso nichts.
Angewidert verließ der 20 Jährige das Büro und überlegt nun rechtliche Schritte gegen den Wachleiter einzulegen.
Hintergrund der polizeilichen Maßnahmen ist offenbar eine Anzeige des einschlägig vorbestraften Nazischlägers und Berufsalkoholiker Daniel G. (25). G. und sein rechtsextremer Kumpel Christian S. (17) waren in der Nacht von Freitag zu Samstag in der Jederitzer Straße unterwegs, als sie auf zwei 18 Jährige Jugendliche trafen. Sofort wurde einer der 18 Jährigen von S. mit Pfefferspray angegriffen und der andere von G. und S. umhergeschubst. Einem der 18 Jährigen gelang es schließlich den jetzt beschuldigten 20 Jährigen um Hilfe anzurufen. Dieser kam schließlich und gemeinsam wurde der rechte Angriff nun abgewehrt, während Polizeieinsatzwagen teilnahmslos vorbeifuhren.
Etwas später erstattete offenbar nun Daniel G. in Relativierung seiner eigenen Schuld Anzeige gegen die Person, die seinen Angriff abwehrte.
Die Polizei nahm diese Anzeige anscheinend dankend entgegen, möglicherweise auch um ihre erst vor kurzem auf der Rathenower Stadtverordnetenversammlung unterbreiteten These, das „die Provokationen bei Gruppenauseinandersetzungen in der Region eher von Links ausgehen“ zu untermauern.
In Konsequenz solcher These ist in Kürze mit weiteren Repressionsmaßnahmen gegen „Links“ zu rechnen. Nimmt mensch die Aussagen des Wachleiters Wiersch ernst, ist sogar mit einer Gefahr für Leib und Leben zu rechnen.
Es wird deshalb dringend geraten, sich über seine Rechte und Pflichten bei der Rote Hilfe e.V. zu informieren. Informationsmaterial kann diesbezüglich auch im Internet auf der Präsentation der Roten Hilfe Brandenburg (http://www.rote-hilfe-brandenburg.de.vu) online eingesehen werden.