MENKIN. Seit nunmehr zehn Tagen sind zwei junge Männer aus dem
uckermärkischen Brüssow inhaftiert. Die Bundesanwaltschaft wirft den beiden
24-Jährigen vor, Unterstützer oder gar Mitglieder einer terroristischen
Vereinigung zu sein. Dies bestätigte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft,
Frauke-Katrin Scheuten, am Freitag. Nach Informationen der Berliner Zeitung
haben die jungen Männer offenbar einen Großteil des Sprengstoffes
bereitgestellt, der für die geplanten rechtsterroristischen Anschläge in
München verwandt werden sollte. Im Brüssower Ortsteil Menkin sind die
Festgenommenen seit Jahren als Waffen- und Munitionssammler bekannt. “Dass
er altes Zeug auf dem Feld gesucht hat, das habe ich gewusst”, sagte Jürgen
K. über seinen Sohn Marcel K., einen gelernten Tischler, der seit eineinhalb
Jahren arbeitslos gewesen ist. In den vergangenen Monaten habe sein Sohn
aber vor allem “krampfhaft Bewerbungen geschrieben”. Rechtsradikal sei er
nicht gewesen.
Doch eine rechtsradikale Vergangenheit hat Marcel K. zweifelsohne: Zwei
Jahre lang war er Mitglied der NPD. Nach Angaben der Partei ist er aber am
26.9.2000 von der Mitgliederliste gestrichen worden, weil er keine Beiträge
mehr gezahlt hat. Er soll auch beim Überfall einer rechtsradikalen Clique
auf eine Gaststätte dabei gewesen sein.
Sein Vater sagte, dass sein Sohn das Waffensammeln zuletzt aus kommerziellen
Gründen intensiviert habe. Er suchte mit Metalldetektoren auf ehemaligen
Truppenübungsplätzen und Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges.
Panzerminen und Granaten hatte er offenbar hinter dem Haus, in dem er mit
seinen Eltern wohnt, in einem Verschlag gehortet und Sprengstoff entnommen.
Offen ist, ob der Neonazi-Anführer Martin Wiese selbst vor Ort war.
Auch der 24-jährige Steven Z., der zuletzt allein in einer Zwei-raumwohnung
in Brüssow lebte, ist weiter inhaftiert. Er arbeitete bei einer Gartenfirma.
Vor rund zehn Jahren büßte er seine linke Hand und Teile des Unterarms beim
Hantieren mit einem explosiven Gemisch ein. Auch Steven Z. hatte lange Zeit
im Ortsteil Menkin gewohnt. Der dortige Gasthof galt früher als Treffpunkt
der rechten Szene. 1997 fand anlässlich des Rudolf-Hess-Geburtstages ein
Skinhead-Konzert statt. Im vorigen Jahr setzte die Amtsdirektion Brüssow
gerichtlich Steuernachzahlungen durch, weil die Konzertveranstalter die
Eintrittspreise nicht versteuert hatten.
Andreas J. aus Menkin ist indes wieder auf freiem Fuß. “Ich wurde unter
Auflagen aus der Haft entlassen”, sagte er. Weitere Auskünfte darf er nicht
geben, die Ermittlungen gegen ihn dauern an. Andreas J. war bereits am 9.
September festgenommen worden, Marcel K. und Steven Z. einen Tag später.
Alle drei wurden nach Bayern gebracht und dort inhaftiert. Offenbar rechnet
Andreas J. damit, dass er zumindest einen seiner Kameraden so schnell nicht
wieder sehen wird.