Kategorien
Uncategorized

Wagenburg am Straßenrand

Das Treiben vor den Stu­den­ten­wohn­heimen der Fach­hochschule ist rege.
Zwis­chen Schweißar­beit­en, Lager­feuer und toben­den Kindern übt ein Opa mit
seinem Enkel auf dem Schoß Auto fahren. 

Rund 20 Wohn­wa­gen haben sich auf der Frei­fläche an der Magde­burg­er Straße
platziert. Die Wagenkolonne gehört zu der Gemein­schaft der Sin­ti und Roma.
“Wir kom­men aus Paris. Dort wohnen wir in Häusern, wenn wir nicht gerade
reisen”, sagt Cindy Poura­do, die mit ihrem Mann Ricar­do zu dieser Gruppe
gehört. Etwa 230 Wohn­wa­gen seien derzeit in Deutsch­land unter­wegs. So gebe
es beispiel­sweise in Berlin eine weit­ere Wohnwagensiedlung. 

“Wir arbeit­en mit pri­vat­en Fir­men zusam­men und schleifen Scheren oder
Mess­er. Und wir verkaufen auch iranis­che Tep­piche”, sagt Ricar­do Pourado. 

Seit Son­ntag ist die Groß­fam­i­lie in der Stadt. “Natür­lich haben wir für die
Stell­fläche und den dazu nöti­gen Abfall­con­tain­er bezahlt. Wir wollen nichts
umson­st”, erzählt Pourado. 

Einen Großteil ihres Lebens ver­bringt die Gemein­schaft mit Reisen. Man nennt
sie aus diesem Grund auch “Fahrende”. Deshalb kom­men die Kinder der
“Fahren­den” aber nicht um das Ler­nen herum. Die Schule, eben­falls ein
Wohn­wa­gen, ist mobil. Der eigene “Schul-Ser­vice” fährt die verschiedenen
Sied­lun­gen ab. 

Obwohl die Sin­ti und Roma manch­es Mal mit Vorurteilen leben müssen, seien
sie gern in Deutsch­land. Sie mögen die Stadt Bran­den­burg und sind froh, ein
paar Tage bleiben zu können. 

Auch die “Gretchen­frage” nach der Reli­gion kann Poura­do beant­worten. “Wir
sind evan­ge­lis­che Chris­ten. Mit uns reisen drei Pas­toren. Wir haben dreimal
die Woche Gottes­di­enst.” Die Pas­toren sor­gen unter anderem für die
finanzielle Unter­stützung von Sin­ti- und Roma-Gemein­schaften in Ost€pa,
denen es wirtschaftlich nicht gut gehe. 

Gesprochen wird bei ihnen ein franzö­sis­ch­er Dialekt, den Poura­do selb­st als
“Zige­uner­sprache” beze­ich­net. Der Wohn­wa­gen der Poura­dos ist edel
aus­ges­tat­tet und peni­bel gepflegt. “Ich liebe mein Leben, so wie es ist. Ich
habe so immer meine Fam­i­lie bei mir”, sagt Cindy Poura­do. Bis heute bleiben
die Wohn­wa­gen in der Stadt, dann fahren sie wieder Rich­tung Frankreich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Inforiot