Wenn das Wetter im Wahlkampf Bedeutung hätte, dann gäbe es für die
Frankfurter SPD beste Aussichten. Denn zu deren Wahlkamphöhepunkt am
Sonnabend gab es Sonne satt. Mit Ministerpräsident Matthias Platzeck hatte
man einen wichtigen Sympathieträger geholt und mit City musikalisch
prominente Unterstützung. Doch dann wurde, was so schön gedacht, von einem
Polizeieinsatz überschattet. Demonstranten gegen die Asylpolitik störten die
Kundgebung.
Es ließ sich an wie ein gemütlicher Familiennachmittag. Musikschüler und
Line Dancer sorgten für zunehmend gute Stimmung. Kinder eroberten die
Hüpfburg. Es gab rote Fassbrause…
Nur die Polizisten ringsum ließen ahnen, dass es sich eben nicht um ein
reines Familienfest handelte, sondern um eine politische Veranstaltung, bei
der auch für eventuelle Angriffe Vorsorge getragen werden muss. Das
Aufstellen eines Sicherheitsschildes auf der Bühne aber kommentierte eine
Dame im Café mit den Worten: “Ach, bei uns kommen doch keine Eierwerfer.”
Und tatsächlich wurde Matthias Platzeck bei seinem Erscheinen überaus
freundlich begrüßt. Er schüttelte Hände und gab Autogramme.
Inzwischen waren Jochen Runge und weitere junge Leute, u. a. vom Verein
Utopia, mit ihren Plakaten gegen die gegenwärtige Asylpolitik auf den Platz
vor der Bühne gekommen. Der Ministerpräsident ging zu ihnen und versicherte
ihnen, dass erste Schritte für einen menschlicheren Umgang mit Asylbewerbern
in Brandenburg gegangen würden. So wie in Frankfurt, wo erst kürzlich die
Stadtverordneten beschlossen hatten, Asylbewerber und Migranten in Wohnungen
unterzubringen. “Gut””, meinte Runge, “aber das reicht nicht. Es muss
mehr getan werden”.
Die Demonstranten gaben sich mit dem Gespräch nicht zufrieden, verdrängten
die Free Time Line Dancer vor der Bühne und störten mit ihren Rufen, die zum
Teil stark beleidigenden Charakter hatten, erheblich die Kundgebung. Immer
wieder wurde an ihre Toleranz appelliert. “Wir haben zur Wende um die
Versammlungsfreiheit und das Recht auf freie Meinungsäußerung gekämpft”,
sagte Bürgermeisterin Katja Wolle. Und Pohl und Platzeck ergänzten, dass zur
Demokratie auch gehöre, auf die Meinung des anderen zu hören. Erst nach
Einschreiten der Polizei zogen die Demonstranten ab und konnte Platzeck
seine Wahlkampfrede halten.
Dicht gedrängt standen dann die Frankfurter, als City auf die Bühne kam.
Beim Berlin-Song der Band und Hits wie Casablanca, Wo die Palmen sich
verneigen und natürlich Am Fenster wurde mitgesungen und vor der Bühne
getanzt.