Vor nunmehr sechs Monaten wurden die westhavelländischen Neonazikameradschaften „Hauptvolk“ und „Sturm 27“ vom Innenministerium des Landes Brandenburg medienwirksam verboten.
Doch nach dem die Kameras wieder aus waren, schwand in der Region auch wieder das Interesse an den als erledigt geltenden Neonazis, die sich jetzt bezeichnender Weise „Verbotene Freundschaft“ nennen. Glaubt mensch den Gerüchten wurde nicht einmal die Verbotsverfügung konsequent und nur delitantisch durchgeführt, wurden u.a. Schusswaffen und Propagandamaterial in gewissen Wohnungen fahrlässig (?) übersehen.
Und auch die politischen Aktivitäten zu den üblichen Anlässen, 8.Mai, Todestag von Rudolf Heß etc., nach dem Verbot wurden in keinster Weise durch staatliche Organe behindert. Nicht einmal die rechtsextremen Gewaltübergriffe konnten eingedämmt werden, wie der jüngerer Vorfall beweist.
So wurden am Samstag, dem 24. September 2005 ein Mann und zwei Frauen an einer Rathenower Tankstelle von mehreren Nazis, darunter mindestens ein „Sturm 27“ – Mitglied, zusammengeschlagen.
Und auch die Abschreckungswirkung auf das Kameradschaftsumfeld hat sich wenig ausgewirkt. Zu den Kameradschaftsaktionsgruppen haben sich weitere Aktivengruppen der rechtsextremen Szene hinzugesellt. So gibt es jetzt beispielweise einen NPD Ortsverband im Hauptwirkungsort der verbotenen Kameradschaften, in Rathenow, der von dem vorbestraften Nazischläger Marcell Horlebeck aus dem Umfeld des „Sturm 27“ geführt wird. Und auch die nordbrandenburgische Nazitruppe „Schutzbund Deutschland“ konnte hier offenbar „Jungvolk“ gewinnen. So wurden drei Tage vor der Bundestagswahl mehrere Jungnazis aus Rathenow beobacht, die Wahlboykottaufrufe der Organisation verteilten. Wenige Monate zuvor waren die selben Personen an einem versuchten Brandanschlag auf den Jugendclub Premnitz beteiligt, an dessen Vorbereitung wiederum auch Mitglieder des verbotenen „Hauptvolks“ involviert waren.
Nein, wirklich effektiv war die Verbotsverfügung – vor allem wegen seiner inkonsequenten Durchsetzung – nicht. Die Infrastruktur wurde weder gestört noch zerstört. Und so blieben auch die Treffpunkte der Kameradschaften erhalten, wie beispielsweise der Sturm 27 – Treff in einer Rathenower Gartensparte und auch der Hauptvolk – Kampfsportraum in den ehemaligen Askaniawerken in Rathenow. In letzteren bildet nach wie vor Nazischläger und Hauptvolkführer Sandy Altenhordt seine „Jungs“ in Kampfsport aus. Auch Sturm(27)führer Benjamin Kuhirt wurde hier schon gesehen.
Ein weiterer Treffpunkt der sich seit einigen Monaten in der Szene etabliert hat, ist die Diskothek „Klubhaus Mögelin“ im Premnitzer Ortsteil Mögelin. Hier verdient sich u.a. Kameradschaftsführer Sandy Altenhordt als Türsteher für eine Wachschutzfirma etwas zur Finanzierung seines Informatikstudiums an der Fachhochschule Brandenburg/Havel dazu. Das dieser Posten nicht unbedingt den Vorschriften entspricht, da vorbestrafte Gewalttäter nicht in Securityfirmen arbeiten dürfen, interessiert offenbar niemanden. Nicht einmal das Gewerbeaufsichtsamt Premnitz, dass über die Angelegenheit informiert sein dürfte.