(roe) ZEHDENICK “In Auschwitz achtet man nicht mehr darauf, ob ein Maschinengewehr hämmert oder ein Gewehrschuss fällt.” Dieser Satz stammt aus den Erinnerungen Otto Rosenbergs. Er zeugt von der völligen Abgestumpftheit, der die Häftlinge nach den Qualen der Gefangenschaft erlegen waren. Der langjährige Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma Berlin-Brandenburg hat seine Erinnerungen unter dem Titel “Das Brennglas” niedergeschrieben. Das Buch handelt von einer Kindheit im nationalsozialistischen Deutschland.
Petra Rosenberg, die Tochter des inzwischen verstorbenen Otto Rosenberg, las am Donnerstag in der gut besuchten Klosterscheune aus dem Buch. Die Veranstaltung hatte der Verein “Kulturlandschaft Brandenburg Nord” anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus organisiert.
Mit ruhiger Stimme liest die älteste Tochter Otto Rosenbergs Passagen aus den Erinnerungen: Anfänglich nimmt der Sinti-Junge Otto die Beschimpfungen Gleichaltriger im Berlin der 30er-Jahre nicht krumm. Oft habe er Sätze wie “Zick-Zack-Zigeunerpack” oder “Du dreckiger Zigeunerjunge” gehört. Doch die Diskriminierung wird immer schlimmer. Otto Rosenberg ist noch keine 16 Jahre alt, als er 1943 nach Auschwitz deportiert wird. Dort findet er viele seiner Verwandten wieder.
Petra Rosenberg trägt Auszüge aus dem Buch vor. Otto Rosenberg gelangt nach Buchenwald, Dorau und Bergen-Belsen, ehe er 1945 befreit wird. Kurze Zeit später bricht er völlig entkräftet zusammen. Er hat als einer der wenigen aus seiner Familie die NS-Zeit überlebt. Und vor allem eine Frage hat ihn später immer wieder beschäftigt: “Warum gerade ich?”