(LR, 22.2.) Die Diskussion um das Denkmal auf dem Georgenberg dreht sich im Kreis. Es
gibt mehr als eine Opfergruppe infolge von Terror und diktatorischen Regimes
im 20. Jahrhundert. Sie alle sind zu betrauern.
Ihr Schicksal soll nicht vergessen sein, und es darf keine Trauer und kein
Gedenken ersten, zweiten und oder dritten Ranges geben. Alles richtig, und
das wird auch von keinem in dieser Diskussion in Abrede gestellt.
Aber warum, und das betrifft nun konkret die Spremberger Debatte, warum
verfolgt Egon Wochatz an der Spitze des Georgenbergvereins so vehement und
nachdrücklich gerade die Veränderung eines bereits vorhandenen Gedenksteins?
Warum sollen die Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus unbedingt
ein relativierendes Gegengewicht bekommen, dass sie selbst diskreditiert,
weil es sie — vom Vorschlagsträger beabsichtig oder unbeabsichtigt — in die
Nähe des Stalinismus rückt. Nicht zum ersten Mal haben Egon Wochatz und
Frank-Michael Schober erklärt, die Namen der Antifaschisten auf dem
Spremberger Stein seien in den 50er Jahren politisch instrumentalisiert
worden. Aber wir reden hier immerhin über Menschen, die überwiegend ganz
bewusst ihr Leben in Gefahr brachten, weil sie ein System bekämpfen wollten,
das eine planmäßige Menschenvernichtung vorbereitetet und durchführte. Der
Mord an sechs Millionen Juden (für die Spremberger Diskutanten übrigens
offenbar immer noch keine erwähnenswerte Opfergruppe) war der furchtbarste
Ausdruck dieser Tötungsmaschinerie, aber auch das Sterben in den
Gestapo-Gefängnissen und Zuchthäusern und das der Soldaten, die von Hitler
und seinem Stab gnadenlos in einem größenwahnsinnigen Krieg verheizt wurden,
kommen auf dieses Konto. Wer gegen all das aufbegehrt und sich zu wehren
versucht hat, der hat wohl auch einen eigenen Gedenkstein verdient, ohne
eine spätere gleichmacherische Aufrechnung.
Für mich bleibt bis zum Schluss eine Frage im Raum stehen: Warum, wenn sich
so viele für eine namentliche Erinnerung an die Opfer des Stalinismus
einsetzen, soll es für sie nicht das eigene Denkmal und den eigenen Platz
für eine Tafel geben, den sie verdienen. Das soll und darf nicht der
“Katzentisch” sein (so könnte man eher die Mitnutzung einer bereits
bestehende Sockelrückseite betrachten), sondern ein angemessener,
öffentlicher und repräsentabler Ort des Gedenkens. Der Georgenberg hätte
Platz genug für ein solches Projekt. Aber auch das ehemalige Spremberger
Stasi-Hauptquartier an der Drebkauer Straße wäre ein guter Ort, um daran zu
erinnern, was Menschen im Namen einer angeblich besseren
Gesellschaftsordnung anderen Menschen angetan haben. Auch hier, mitten in
Spremberg.
Biografien öffentlich machen
FDP stellt sich hinter den Gednekstätten-Vorschlag
Der Spremberger Ortsverband der FDP hat sich geschlossen hinter den
Vorschlag des CDU-Stadtverordneten und Vorsitzenden des Georgenbergvereins
Egon Wochatz zur Erweiterung der Denkmalanlage auf dem Georgenberg gestellt,
wie er den Stadtverordneten bei ihrer nächsten Sitzung am kommenden Mittwoch
vorliegt. Petra Weigel, Ortsvorsitzende der FDP und Stadtverordnete,
erläuterte den Mitgliedern das von der Stadtverwaltung entwickelte Konzept
zur Gestaltung des Gedenkkomplexes. Die räumliche Anordnung wie auch die
namentliche Erwähnung der Personen fand bei allen Mitgliedern
uneingeschränkte Zustimmung. Mehrere Mitglieder erklärten: “Man stellt die
bisher auf den Gedenktafeln eingemeißelten Namen nicht in Frage. Daher solle
man dies auch nicht bei den jetzigen Vorschlägen tun.” Volle Zustimmung fand
der Vorschlag von Dr. Jürgen Kantor, die Kurzbiografien in der lokalen
Presse, wie auch im Amtsblatt von Dr. Jürgen Kantor, die Biografien in der
Presse zu veröffentlichen.