Zur inhaltlichen Erklärung des Motto’s „Ladendiebstahl für Frieden“, das auf dem Transparent verwendet wurde, nutzen wir die Brandenburger Internet-Informationsseite www.inforiot.de, indem dieser Text an Inforiot gesendet
wurde.
Warum LADENDIEBSTAHL FÜR FRIEDEN?
“Der Krieg ist ein Massaker von Leuten, die sich nicht kennen,
zum Nutzen von Leuten, die sich kennen, aber nicht massakrieren.”
(Paul Valéry)
Kriege sind immer Massaker im Interesse der Herrschenden. Kriege dienen
ihnen zur Sicherung ihrer Macht und zur Aufrechterhaltung von Zuständen, auf
denen ihre Macht beruht. Krieg ist die zugespitzte Form und Demonstration der
Gewalt, auf denen die kapitalistische Ordnung, das alltägliche Gefängnis aus
Maloche, Studieren, Jobben und die Macht des Geldes beruhen. Krieg ist ohne Geld
nicht denkbar. Erst Geld ermöglicht die Bereicherung weniger auf Kosten
aller. Das ist einer der Hauptgründe für Krieg. Im Kapitalismus wird für den
Luxus der Mächtigen produziert – nicht für die Bedürfnisse der Menschen. In der
Welt verhungern täglich 40 000 Menschen, während die westliche Elite ihren
Erfolg mit Antidepressiva und Therapien bezahlt.
Das Geschäft mit der Förderung und der Verarbeitung von Öl sowie die
Produktion und der Handel mit Ölprodukten haben einen gewichtigen Anteil am Volumen
der Weltwirtschaft. Um die Geldmaschine am Laufen zu halten, muss eine
ökonomisch vorteilhafte Versorgung mit Rohstoffen, notfalls auch durch Krieg
garantiert werden. Außerdem lässt sich durch Krieg von innenpolitischen Problemen
ablenken und die Rüstungslobby sowie persönliche und nationale Machtgeilheit
befriedigen.
Wir sind nicht nur „Opfer“ sondern Teil dieser gesamten kapitalistischen
Maschinerie. Der Kapitalismus funktioniert, weil wir ihn tagtäglich am Laufen
halten, weil wir Auto fahren (ohne Öl keine Autoreifen, kein Benzin, kein
Diesel, keine schicken Plasteamaturen usw.), weil wir jobben gehen, weil wir die
geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze dieses Systems akzeptieren und nach
ihnen handeln. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, muss den
gesellschaftlichen Verhältnissen entgegentreten werden. Ladendiebstahl in großen
Geschäften zwackt den Reichen Gewinne und dem Staat Steuern ab. Ein Tropfen auf den
heißen Stein, aber ein moralischer Erfolg. Das so gesparte Geld kann in
Tauschbörsen, Food Coops, Umsonstläden und Mitnutzzentralen fließen – so wird eine
Umverteilung von Oben nach Unten gefördert. Das ist nicht die „Revolution“ –
was auch immer die sein mag – kann aber ein Anfang von Veränderung unserer
selbst und unseres Umfeldes sein.
Wir nehmen uns und die Aktion nicht bierernst, wollen aber auf den
untrenn-baren Zusammenhang von Kapitalismus und den Kriegen in der heutigen Zeit
verweisen. Eine Parole “Soziale Revolution gegen Krieg” erschien uns zu
verbissen und langweilig, also ersetzen wir sie durch “Ladendiebstahl für Frieden”.
Wir meinen: Solange es Kapitalismus gibt, wird es auch kapitalistische Kriege
geben. Frieden kann es geben, wenn sich eine breite Bewegung gegen die
Ausbeutungs-verhältnisse für eine soziale Umwälzung der Gesellschaft engagiert.
Der Kapitalismus ist nicht das Ende der Geschichte.
Ladendiebstahl ist Symbol für selbstbestimmten, subversiven Widerstand.
Einen Widerstand, der die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung unsere eigenen
Existenz im täglichen Leben thematisiert — aller Menschen. Die Gesellschaft
zwingt uns unser tägliches Überleben mit Geld zu bezahlen. Ladendiebstahl ist
Symbol für den Versuch aus diesem Teufelskreis auszubrechen und den ganzen
kapitalistischen Mist abzuschaffen.
“Krisen, Kriege und Massaker sind Ausdruck für die Krämpfe, die die
Gesellschaft schütteln, erhellen aber nicht die Logik, die zu ihnen führt.“
(Ehemalige von La Banquise 1999)