(MAZ, Marion Kaufmann) INNENSTADT 66 Jahre nach der Pogromnacht soll die jüdische Gemeinde Potsdam nun
definitiv eine neue Synagoge bekommen. “Wir rechnen mit einer Entscheidung
in drei Monaten”, sicherte Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern am Rande
der Gedenkfeier am ehemaligen Synagogenstandort am Platz der Einheit zu.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 war die Synagoge von den
Nationalsozialisten beschädigt und später von Bomben getroffen worden. Um an
den Beginn der Massenvernichtung der Juden im Dritten Reich zu erinnern,
versammelten sich gestern rund 40 Menschen an der Gedenktafel, um Kränze und
Blumen für die jüdischen Opfer des Nazi-Terrors niederzulegen. “Das gesamte
deutsche Volk hat viel Leid hinnehmen müssen. Dass es nun bald wieder eine
Synagoge in Potsdam geben wird, ist ein Trost”, so Michael Chvarts,
Vorsitzender der jüdischen Gemeinde.
“Aus Mangel an differenziertem Geschichtsbewusstsein ist die Narbe mit
sozialistischen Bauten verdeckt worden, aber geheilt ist die Wunde noch
lange nicht”, gab Jakobs zu verstehen. Eine neue Synagoge mit
Gemeindezentrum sei ein wichtiger Schritt. Wo das jüdische Leben in Potsdam
auferstehen soll, ließ das Stadtoberhaupt noch offen. “Die Stadt und die
jüdische Gemeinde haben sich bereits auf ein geeignetes Grundstück
verständigt”, deutete Jakobs lediglich an, dass die Synagoge in der
Innenstadt liegen wird, der genaue Ort soll erst in drei Monaten bekannt
geben werden. Ein Neubau jedenfalls scheidet aus. “Es handelt sich um ein
Gebäude, das grundlegend saniert werden muss”, so Jakobs. Zuvor war das
Areal am Kanal 1 im Gespräch.
“Eine Synagoge ist mehr als ein Symbol. Sie ist ein Fundament für die rund
800 Juden, die in Potsdam leben”, hob Rabbiner Nachum Presman die Bedeutung
eines neuen Gotteshauses gestern abend hervor. Wann die Gemeinde ihr neues
Heim beziehen kann, ist noch offen. “Bisher waren alle unsere Schätzungen
falsch”, hofft Presman auf eine baldige Klärung aller Fragen. Dazu zählt
auch die Finanzierung.
Die jüdische Gemeinde ist hoch verschuldet und forderte von der Stadt die
kostenlose Bereitstellung eines Grundstücks. “Die Gespräche darüber laufen
noch”, hielt sich Jakobs vage, kündigte aber ein baldiges Treffen mit
Minsterpräsident Matthias Platzeck (SPD) an.